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flacmurry



Anmeldungsdatum: 22.08.2006
Beiträge: 85
Wohnort: Solingen

BeitragVerfasst am: 07 Okt 2006 13:26    Titel: Buch-Tip Antworten mit Zitat

Moin zusammen!

Möchte euch ein Buch empfehlen, welches ich mir vor einigen Tagen gekauft habe: Nouvelle Vague



Norbert Grob / Bernd Kiefer / Thomas Klein / Marcus Stiglegger (Hrsg.)
Nouvelle Vague
Genres/Stile: Band 1
224 Seiten, mit Abb.
Paperback
12,90 EUR
ISBN: 3-936497-12-5
Erscheint: Juli 2006

Zitat:
Der Epochal-Stil der Moderne

Ende der 1950er Jahre machte sich eine junge Generation französischer Filmliebhaber auf, das Kino zu erneuern. Ihr Kristallisationspunkt war die Redaktion der Cahiers du Cinéma, der wichtigsten französischen Filmzeitschrift, in der viele spätere Protagonisten der Nouvelle Vague damals arbeiteten. Sie wandten sich gegen das konventionelle Kino - und bevorzugten persönliche Filme, die stets ihre Haltung zur Welt und zum Kino ausdrücken sollten. Die Nouvelle Vague - das sind Filme von François Truffaut, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette, Eric Rohmer und ihren Freunden. Ihrem Einfluss ist die Fixierung auf Regisseure, die Autorentheorie zu verdanken. Zugleich schufen sie als Regisseure einmalige und klassische Werke der Filmgeschichte.

Mit Essays zu den wichtigsten Regisseuren und Filmstilen sowie Kurzporträts von Schauspielern, wie Jean-Paul Belmondo, Jeanne Moreau und Anna Karina, stellt dieses Buch einen der wichtigsten Epochal-Stile der filmischen Moderne vor.

_________________
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4LOM
Administrator


Anmeldungsdatum: 28.02.2005
Beiträge: 3350
Wohnort: North by Northwest

BeitragVerfasst am: 11 Okt 2006 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

Das hat der Film-Dienst in der Ausgabe 20/2006 dazu geschrieben:

Zitat:
„Nouvelle Vague“. Hrsg. von Norbert Grob, Bernd Kiefer, Thomas Klein, Marcus Stiglegger, Bender Verlag, Mainz 2006, 222 Seiten, 12,90 EUR.

„Road Movies“. Hrsg. von Norbert Grob, Thomas Klein. Bender Verlag, Mainz 2006, 191 Seiten, 12,90 EUR.


Eine neue Filmbuchreihe ins Leben zu rufen, die sich nicht mit Stars und Sternchen beschäftigt, ist ein respektables, (nicht nur) finanziell mutiges Unterfangen. Norbert Grob, Professor an der Uni Mainz, hat es mit einigen seiner Kollegen gewagt: „Genres/Stile“ heißt die neue Reihe, deren erste Bände jetzt vorliegen: „Nouvelle Vague“ und „Road Movies“, beide im handlichen DIN-A5-Format, mit jeweils bis zu 20 Seiten langen Texten verschiedener Autoren, einigen Fotos und einem Anhang von je 50 Filmen des vorgestellten Genres. Die Zielgruppe wird im ersten Band definiert: Die Bände „sollen erste Einführung und erweiterndes Lehrbuch zugleich sein, sie sollen eine Übersicht geben und den Blick öffnen für diese ganz eigene, ganz besondere Sicht auf die Welt – für bizarre, entlegene, kapriziöse, gelegentlich auch skurrile Visionen.“

Die Nouvelle Vague ist als kleines, historisch abgeschlossenes Genre ein idealer Anfang: Nur vier, fünf französische Regisseure, über die es viel Material gibt – aber eben noch keine deutsche Gesamtübersicht; eine Lücke, die das Buch schließen will. Den Filmfan fest im Blick, wird im einleitenden Aufsatz verständlich erklärt, woher der Begriff „Nouvelle Vague“ stammt, dass Truffaut, Rivette, Godard, Chabrol alle vom Schreiben kamen, von den „Cahiers du Cinéma“, und warum sie sich gegen die herkömmliche Art des Filmemachens in Frankreich auflehnten. Ein bisschen Theorie (Bazin) kommt hinzu, einige Hinweise auf Kamerastile, auf Regisseure am Rand der Nouvelle Vague (Resnais, Malle, Varda, Demy) und Spekulationen darüber, wann die Bewegung endete. Alles wunderschön, weitgehend verständlich und mit Kurzzitaten, die den Lesefluss nicht stören – ein richtig guter Lexikonartikel, verfasst von Norbert Grob und Bernd Kiefer. Gelegentlich möchte man angesichts einiger wenig verständlicher Texte universitärer Autoren das Buch beiseite legen, wenn man den pseudo-wissenschaftlichen Stil assoziativer Substantiv-Ketten und Fremdwörter nicht länger aushalten will: „Godards Filme in den sechziger Jahren sind in dieser Form Kristallisationen ihrer Gegenwart: Sie mutieren ästhetisch bis in Poröse, um immer genauer Mutationen der Conditio humana zu erforschen.“ Oder: „Im wechselseitigen Durchdringen von Wirklichkeit und Fiktion erfasst er im unbestechlichen Blick auf die Wirklichkeit, dass beim Rücktransfer des existentiellen Modus der positiven Nouvelle Vague-Projektionen von Freiheit, Riskiertheit und Experiment in der nachrevolutionären sozialen Wirklichkeit Gerede und Ödnis resultieren.“ (Über Jean Eustache).

Versöhnt wird man durch eindrucksvoll-erhellende Texte wie das Truffaut-Porträt von Rainer Gansera, die Lebensbilder der Nouvelle-Vague-Leute von Fritz Göttler, Manuela Reicharts Texte über Beziehungsgeschichte aus Frauensicht, die Erklärung der Kamera-Arbeit von Raoul Coutard (von dem Marburger Universitätsprofessor Karl Prümm) oder Hans Helmut Prinzlers Chronologie über Filme der Nouvelle Vague bei der „Berlinale“ der Jahre 1958–1970 und ihre Aufnahme bei Publikum und Jury. Über einige Texte kann man trefflich streiten, gerade über die emotionalen, jeweils nur eine Seite umfassenden Porträts von zwölf Schauspielern. Die 50 Filme im Anhang sind eher eine Schauliste und umfassen auch Filme von Franju, Astruc und anderen, die eher selten mit der Nouvelle Vague in Verbindung gebracht werden. Hilfreich wären kurze Inhaltsangaben der Filme gewesen, denn ohne deren Kenntnis sind manche Aufsätze nicht verständlich. Nicht alle französischen Namen und Filmtitel sind korrekt, und nicht alle bibliografischen Angaben sorgfältig recherchiert (Bazins Buch „Was ist Film“ erschien im Original nicht erst 1975, sondern bereits 1958–1961).

Der zweite Band der Reihe über Road Movies ist weniger übersichtlich, was wohl auch am Genre liegt, das etliche Subgenres gebildet hat und von der Stummfilmzeit bis heute reicht. Freilich beschränken sich die meisten Autoren auf Filme seit den 1960er-Jahren (Fixpunkt ist häufig „Easy Rider“) mit Schwerpunkt USA. So findet man Texte zu Bike-Filmen, Gangstern auf der Flucht, Rennfilmen und „Musiker-Unterwegs“-Filmen. Nur einzelne Absätze befassen sich mit bisher kaum aufgearbeiteten Themen wie Frauen oder Kindern als Hauptfiguren von Road Movies. Vorbildlich erscheint Knut Hickethiers Beitrag über deutsche Road Movies, der erläutert, warum in Deutschland so wenige gedreht wurden: Völkerbewegungen haben in Europa einen negativen Aspekt, sind mit Vertreibung, Verfolgung, Zerstörung und Verlusten verbunden, in den USA positiver besetzt. Hickethier nennt Beispiele quer durch die Subgenres Kriegs-, Vertreibungs-, Urlaubs- und Migrationsgeschichten sowie Filme, die im Zuge des deutschen Autorenfilms („Im Lauf der Zeit“) entstanden, und behandelt auch Komödien. Statt den deutschen Road Movie-Regisseur schlechthin zu porträtieren (der die Anregung zu dem Buch gab), baten die Herausgeber ihn um einen eigenen Beitrag: Wim Wenders’ Notizen anlässlich der Promotiontour zu „Don’t Come Knocking“ (auch ein Road Movie) bilden einen wohltuenden Gegenpol zu jenen Aufsätzen, die in schwer lesbarem Wissenschaftsjargon verfasst wurden und mitunter an Seminararbeiten erinnern. Wenders’ subjektive, dabei stets nachvollziehbare Beobachtungen lesen sich fast schon wie das Drehbuch zu einem dokumentarischen Road Movie, einem Subgenre, das im Buch nicht vorkommt, obwohl hier in den letzten Jahren viele Filme entstanden.

Zu den Schwächen des Buchs gehören Aufsätze, deren Sinn sich nicht erschließt, etwa bei den Musiker-Road-Movies (wahre Musiker sind nun mal in erster Linie Musiker, das bestimmt ihr Leben und Denken, nicht das Unterwegs-Sein) oder beim Versuch, das post-apokalyptische Road Movie zu beschreiben (was es vom örtlich statischen Endzeit-Film oder auch von in der Jetztzeit spielenden Road Movies unterscheiden soll). Aber Schwächen haben auch etwas Gutes: Sie führen im Idealfall dazu, dass der Leser angeregt wird, zu überlegen, was für ihn denn nun Road Movies sind, was wiederum eine gute Basis für die Beschäftigung mit Film ist.

Für die Folgebände – in Vorbereitung sind Bücher zu Politthriller, Noir-Kino, Gefängnisfilm und Neuer Deutscher Film – wäre es hilfreich, Filmkenner und -schaffende jenseits der Universitäten einzubinden, die ganz andere, konträre Denkansätze und Ideen haben, um einen größeren Leserkreis anzusprechen.
Andrea Dittgen

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Race hate isn't human nature; race hate is the abandonment of human nature.
--- Orson Welles
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