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Tarrs "Werckmeisterschen Harmonien" am 27.04.

 
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HAL



Anmeldungsdatum: 28.03.2005
Beiträge: 194

BeitragVerfasst am: 14 Apr 2005 10:38    Titel: Tarrs "Werckmeisterschen Harmonien" am 27.04. Antworten mit Zitat

arte zeigt am 27.04.05 Bela Tarrs Die Werckmeisterschen Harmonien um 22:40 Uhr in der deustchen Erstausstrahlung.

Zitat:
Mittwoch, 27. April 2005 um 22:40
VPS : 22.40


Die Werckmeisterschen Harmonien
Spielfilm, Ungarn / Frankreich / Deutschland 2000, ZDF, Erstausstrahlung
Regie: Béla Tarr, Drehbuch: Laszlo Krasznahorkai, Béla Tarr, Kamera: Gábor Medvigy, Jörg Widmer, Musik: Mihály Vig, Produktion: Goëss Film Airtime International Media (Budapest)
Lars Rudolph (János Valuska), Peter Fitz (György Eszter), Hanna Schygulla (Tünde Eszter), János Derzsi (Mann im Wollmantel), Djoko Rosic (Mann in Cowboystiefeln), Tamás Wichmann (Mann in Kapitänsmütze), Ferenc Kállai (Direktor), Mihály Kormos (Factotum), Éva Almássy (Tante Piri), Irén Szajki (Frau Harrer), Alfréd Járai (Lajos Harrer), György Barkó (Herr Nadabán), Lajos Dobák (Herr Volent)

Tiefster Winter in der ungarischen Tiefebene. Eine sonderbare Zirkusattraktion - ein ausgestopfter, stinkender Wal - setzt die Ordnung einer ganzen Kleinstadt außer Kraft und versetzt die Gegend in apokalyptische Angst.

Die Ruhe in einer ungarischen Kleinstadt wird gestört, als ein Wanderzirkus - begleitet von Menschenmassen aus den umliegenden Ortschaften - eintrifft und einen ausgestopften Wal sowie einen lediglich als Stimme auftretenden "Prinzen" präsentiert. Dieser Attraktion eilen Gerüchte voraus, die die Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzen. Nur der Einzelgänger János Valuska sieht in dem Wal eine faszinierende Kreatur und erkennt die wahre Bedrohung in den Anhängern des "Prinzen", die dessen Unheil und Zerstörung verkündenden Worten unbeirrten Glauben schenken. So heizt sich die Atmosphäre im Dorf immer weiter auf und entlädt sich schließlich in Aggression und Verwüstung. Am Ende kann die Ordnung nur durch ein militärisches Räumungskommando wieder hergestellt werden.



Das kleine Extra

Der Film ist eine bildgewaltige Parabel, die seine politische Botschaft mit einer elaborierten Formensprache vereint. Dem Ausdruck totalitärer Tendenzen, eingefangen in quasi-dokumentarischen Passagen mit naturalistischer Geräuschkulisse, setzt Regisseur Tarr eine simple Klavier- und Streichermelodie entgegen, die in ihrer herkömmlichen Tonalität der "Falschheit" der Werckmeisterschen Harmonien entspricht und die schönsten Momente des Films unterstreicht. Béla Tarr akzeptiert die Ordnungslosigkeit des Universums angesichts eines vergeblichen Verlangens nach absoluter Harmonie, das - so stellt es die Parabel dar - stets in Gewalt endet. Die besondere metaphysische Qualität des Films zeigt sich in dem expressiven Schwarz-Weiß der Bilder sowie im virtuosen Einsatz der Kamera, die wie ein kosmisches Auge den Blick auf eine Welt eröffnet, deren Ordnung aus den Fugen geraten ist.



Kritik aus dem Film-Dienst::

Zitat:
Laszlo Krasznahorkais rätselhafter, 1992 auch auf deutsch erschienener Roman "Die Melancholie des Widerstands" animierte den ungarischen Regisseur Bela Tarr zu einer apokalyptischen Vision der Gegenwart. Sein Film ist eine Parabel über die metaphysische Angst und die Unmöglichkeit, auf die essentiellen Fragen des Lebens eine befriedigende Antwort zu finden. Eine Endzeitstimmung liegt über den Menschen und ihrem fremdbestimmten Verhalten. In dieser kafkaesk anmutenden Welt ist die Unordnung, das Chaos Teil der Ordnung. Zeugen die Ereignisse deshalb von einer höheren Macht? Ist darin das Wirken des Prinzips von Vorsehung oder Zufall zu sehen? Existiert in den Ruinen, im Verfall, in der Zerstörung auch Schönheit?

Eine armselige, von Kälte und Versorgungsengpässen geplagte Provinzstadt in Osteuropa. Der Zeitungsausträger Janos kümmert sich um Ezster, einen Musikwissenschaftler, der sich mit dem Barock-Komponisten Andreas Werckmeister beschäftigt. Jener stellt die traditionellen Glaubenssysteme, die harmonische Ordnung der musikalischen Meisterwerke, in Frage: Die glücklichen Zeiten der göttlichen Harmonie sind lange vorbei. Weil es keine reinen Töne gebe, sei jeder Ton falsch, doziert Ezster. Er plädiert dafür, das "Recht der natürlichen Stimmung" wieder herzustellen. Eines Tages taucht ein dubioser Zirkus mit einem toten Wal auf dem Marktplatz auf. Es heißt, der Kadaver beschwöre Unheil herauf. Der "Herzog", ein gefährlicher Prediger, betört die Herzen der Menschen mit seiner negativen Religion und verleitet verloren im Nebel stehende Männer zum Aufstand. Wie Vandalen stürmen sie eine Anstalt und lassen ihre Wut an Insassen und Mobiliar aus. Tünde, Ezsters Ex-Frau und nun die Geliebte des Polizeichefs, verlangt vom Musiker, als angesehener Bürger dem "Komitee der Sauberkeit" vorzustehen. Der Ordnungshüter lässt die ungestüme Menge durch den naiven Janos aushorchen. Als dieser vom Militär gefangen genommen und in die Psychiatrie gebracht wird, kümmert sich der Wissenschaftler um ihn.

Das filmästhetische Universum Bela Tarrs dominieren die konsequente Schwarz-Weiß-Fotografie und lange Plansequenzen. Der Ungar bewegt sich jenseits kommerzieller Produktions- und Distributionsstrukturen, arbeitet wegen (finanzbedingter) Unterbrechungen oft Jahre an seinen ungewöhnlichen Filmen. Als Verfechter des Kamerarealismus ist die Zeit für ihn der Maßstab aller Dinge. Dem introvertierten Einzelgänger des internationalen Gegenwartskinos wird eine pessimistische Weltsicht nachgesagt; er jedoch versteht sich als Optimist ex negativo: "Verzweifelt klammere ich mich an die Kamera, die einzige Treuhänderin einer angeblichen Wahrheit. Aber was gibt es zu filmen, wenn alles nur Lüge ist? Ich kann nur die Apologie der Lüge, des Verrats und der Infamie betreiben." Ein Vorbild könnte der 1921 geborene Landsmann Miklos Jancso sein, der die psychologische Disposition von Individuum und Gesellschaft in seiner Heimat durch surreal anmutende Parabeln beschrieb. Ein anderer Orientierungspunkt ist Theo Angelopoulos und dessen Diagnose vom Phänomen der Hoffnungslosigkeit und von der Melancholie am Ende des 20. Jahrhunderts.

Den in Cannes 2000 uraufgeführten Film durchzieht auch ein religiöses Moment: die Suche nach der letzten Wahrheit, dem Ursprung allen Seins. Man kann den Film auch als kritische Paraphrase auf die alttestamentliche Geschichte vom Propheten Jonas und dem Fisch interpretieren. Bela Tarr verbindet desillusionierte Spiritualität mit radikal-avantgardistischer Bildbesessenheit. In diesem Kontext funktioniert auch das eingängige, melancholisch aufgeladene musikalische Leitmotiv. Die Dichotomie von Harmonie und Dissonanz bestimmt das Strukturprinzip des Tarrschen Kosmos. Ordnung und Chaos zählen für ihn zu den grundlegenden Komponenten der Welt. "Politik taucht in meinen Filmen nicht auf. Am Anfang habe ich mich für soziale Probleme nicht interessiert. Später, älter geworden, habe ich mich ontologischen und astrologischen Themen zugewandt", erklärt der Regisseur. "Die Werckmeisterschen Harmonien" beschließen nach "Verdammnis" (1987) und "Satanstango" (fd 30 808) eine Trilogie zur Krise der Gegenwart und deren Transzendenz. Soziale und gesellschaftliche Beziehungen werden in diesen Filmen nur angedeutet, mit Leerstellen versehen.

"Die Welt von Bela Tarr baut auf diesem immer tiefer werdenden Blick nach innen auf. Das ist die Hoffnung von Bela Tarr, dass er am Ende, ganz tief unten in uns, etwas finden kann", sagt Laszlo Krasznahorkai; dessen jüngster Roman, "Krieg im Krieg", eine neue Vision vom Scheitern aller großen Hoffnungen entwirft, eine Zeitreise durch die Weltgeschichte. Anfang des Jahres hat Bela Tarr auf Korsika den Kriminalroman "Der Mann aus London" von Georges Simenon mit Volker Spengler und Tilda Swinton verfilmt.
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 19 Apr 2005 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

Der Film ist klasse! Unbedingt ansehen!

Tarrs "Damnation - Kárhozat" kann ich ebenfalls wärmstens empfehlen!

Gruss
Ingo
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Gast






BeitragVerfasst am: 27 Apr 2005 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

hab beide auf dvd! absolut empfehlenswert.
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 28 Apr 2005 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

tom hat folgendes geschrieben:
hab beide auf dvd! absolut empfehlenswert.


Wirklich sehr aussergewöhnliche Filme!
Irgendwie spürt man Osteuropa deutlich heraus. Dazu noch eine extrem gute Schwarz-weiss-Fotografie!
Also, ich bin froh um diesen Blindkauf!

Gruss
Ingo
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helmi



Anmeldungsdatum: 10.03.2005
Beiträge: 2820
Wohnort: Hall of the incredible macro Knight

BeitragVerfasst am: 29 Apr 2005 22:10    Titel: Antworten mit Zitat

kurz und schmerzlos, ich gebe dem film 01 out of 10.....

gruss

helmut
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4LOM
Administrator


Anmeldungsdatum: 28.02.2005
Beiträge: 3350
Wohnort: North by Northwest

BeitragVerfasst am: 03 Mai 2005 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

helmi hat folgendes geschrieben:
kurz und schmerzlos, ich gebe dem film 01 out of 10.....

Ui! Harte Bewertung. Ich werde mir meine VHS-Aufnahme aber wohl demnächst mal anschauen.
_________________
Race hate isn't human nature; race hate is the abandonment of human nature.
--- Orson Welles
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 03 Mai 2005 18:01    Titel: Antworten mit Zitat

4LOM hat folgendes geschrieben:
helmi hat folgendes geschrieben:
kurz und schmerzlos, ich gebe dem film 01 out of 10.....

Ui! Harte Bewertung. Ich werde mir meine VHS-Aufnahme aber wohl demnächst mal anschauen.


Na, dann möchte ich es Dir etwas leichter machen: 10/10!

Gruss
Ingo
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