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Breloers "Buddenbrooks"

 
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 22:30    Titel: Breloers "Buddenbrooks" Antworten mit Zitat

Ich habe mir eben Breloers Buddenbrooksfilm angeschaut. Das Buch selber hat mich damals um die 20 sehr bewegt, wenn man sich so seine Fragen an die Welt stellt. Vor allem wenn man sich fragt, warum Menschen scheitern bekommt man bei Mann, aber auch bei Flaubert und Fontane beste Studien. Ich glaubte also im Vorfeld schon nicht an eine gelungene Umsetzung des Buches, vor allem da Mann so sehr mit literarischen Stilmitteln arbeitet, die man irgendwie in filmische umsetzen müßte. Breloer hatte aber zuvor mit Die Manns eine ganz passable TV-Doku abgeliefert und spricht von Mann wie von einem alten Freund, da hatte ich Hoffnung.

In zweieinhalb Stunden kann man viel erzählen, und Breloer schafft es zumindest, den Roman inhaltlich wiederzugeben. Zu keinem Zeitpunkt aber sind die filmischen den literarischen Mitteln ebenbürtig. Sie versuchen es nicht einmal. Von den Schauspielern hat eigentlich nur Armin Müller-Stahl die nötige Präsenz, alle anderen kommen nie wirklich im 19. Jahrhundert an und spielen eben ihre Rollen runter.

Die Musik ist typischer Seusel-Standard und bleibt nie im Gedächtnis. Am einfallslosesten sind da die Beerdigungsszenen, die musikalisch genauso leblos sind wie die Aufgebarten. Die einzige Stelle, die im Film überzeugt ist wo Hanno ein paar Takte des Tristan spielt. Aber das darf nicht verwundern, denn das hat Mann selbst genauso im Buch beschrieben.

Die ausgefeilte Leitmotivtechnik Manns geht völlig unter und wird glattgebügelt. Hier wäre eine gewagtere Inszenierung à la Tadellöser & Wolff die passender gewesen. Überhaupt wirkt der gesamte Film wie eine mit großen Fördermitteln aufgeblasene ZDF-Serie, in die nie wirklich Leben kommt und die filmisch keinerlei Wagnisse eingeht.

Ich habe vor ein paar Tagen nocheinmal Bergmans Fanny und Alexander in der 6 Stunden Fassung gesehen und da hat jede Einstellung, das Spiel der Personen und der Schnitt bestens funktioniert. Breloers Film dagegen ist eine aufgeblasene Doku-Soap mit Großmachtsfantasien. Sergio Leone sagte mal sinngemäß, er mache Drei-Stunden-Filme, die wie 1½er erscheinen. Breloers 2½stündige Buddenbrooks-Abfilmung kommt einem dagegen wie sechs Stunden vor. Evil or Very Mad
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub


Zuletzt bearbeitet von Dr. Strangelove am 27 Dez 2008 22:55, insgesamt 2-mal bearbeitet
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte eh nicht vor, reinzugehen.
Deine Ansicht bestätigt meine Vermutungen.

Gruss
Ingo
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Der Mann mit dem Plan
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ich auch nicht.
Und dazu passend folgender Artikel: http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,598312,00.html

Die Jessica Schwarz kann jetzt meines Erachtens nicht sooo viel, aber da hat sie ordentlich Eier in der Hose bewiesen. Very Happy
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Tom
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hätte mir den garantiert nicht angesehen. Meinem Lieblingsfilmkritiker Ekkehard Knörrer gefällt er übrigens auch nicht:
http://www.filmzentrale.com/rezis2/buddenbrooks08ek.htm
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Der Mann mit dem Plan
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Tom hat folgendes geschrieben:
Hätte mir den garantiert nicht angesehen. Meinem Lieblingsfilmkritiker Ekkehard Knörrer gefällt er übrigens auch nicht:
http://www.filmzentrale.com/rezis2/buddenbrooks08ek.htm


Das ist übrigens auch einer meiner Lieblingskritiker.
Der Knörer hat ja nun mittlerweile auch ein eigenes Online-/Filmmagazin aus dem Boden gestampft, das hoffentlich eine lesenswerte Alternative zum Filmdienst/EPD/Schnitt-Quark wird: http://www.cargo-film.de/
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:36    Titel: Antworten mit Zitat

Knörrer kann man da getrost zustimmen. Jessica Schwarz hingegen versucht sich bei allem Wahrheitsgehalt hier eher rauszureden: da sie nur immer sich selber spielen kann passte sie von vornherein nicht in die Rolle der Tony, besonders in der ersten Hälfe wirkt sie wie ein Fremdkörper aus der Gegenwart. Lediglich später als alte Frau mit Schleier wird sie erträglich und glaubhafter.
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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Der Mann mit dem Plan
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:41    Titel: Antworten mit Zitat

Dennoch sich gegen ein staatlich gefördertes Projekt, das noch vor der Veröffentlichung wegen seiner vermeintlichen kulturellen Signifikanz unantastbar im allgemeinen bildungsbürgerlichen Echo zu sei scheint, auszusprechen, hat etwas Mutiges. Egal ob's Schadensbegrenzung oder ehrliche Meinung ist.
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Jahren in Deutschland nicht mehr erlebt habe, dass bei einer Nachmittagsvorstellung der Saal bis auf den letzten Platz in einem großen Cinestar-Kino komplett ausverkauft war. 'Bildungsbürgertum' gab es im Publikum viel. Selbiges ging am Ende des Films schluchzend aus dem Kino mit den Worten, wie hervorragend (!) der Film doch gemacht sei. Wenn selbst 'gebildete' Leute diesen (TV-Kino-)Etikettenschwindel nicht mehr mitbekommen, dann weiß ich auch nicht mehr.
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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Der Mann mit dem Plan
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Dez 2008 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

That's Germany, my dear friend. Very Happy
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Tom
Gast





BeitragVerfasst am: 28 Dez 2008 01:25    Titel: Antworten mit Zitat

Wie wahr...
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 28 Dez 2008 10:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ach, ihr denkt, das gäbe es in anderen Ländern nicht?

Wenn ich noch an den unsäglichen "Das Leben der Anderen" denke. Da gingen auch Leute mit gezücktem Taschentuch aus dem Kino und jammerten, sie hätten gar nicht gewusst, wie schlimm es damals in der DDR war. Confused Embarassed

Gruss
Ingo
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Vertigo



Anmeldungsdatum: 20.03.2005
Beiträge: 70

BeitragVerfasst am: 28 Dez 2008 13:55    Titel: Antworten mit Zitat

Abendvorstellung am Zweiten Weihnachtstag in Anwesenheit von Breloer, der vor dem Film Rede und Antwort stand. Er ist ein ungemein witziger und interessanter Plauderer, dem ich stundenlang zuhören könnte. Kritische Fragen gab es nicht, Fragen zum Film auch kaum - man hatte ihn ja auch noch nicht gesehen. Breloer beschrieb (auf Nachfrage) aber die anderen Verfilmungen und ließ speziell an der Fernsehverfilmung von Peter Wirth (1978) kein gutes Haar, das sei - mit Erzähler - nur eine Illustration des Romans, alles bieder, theaterhaft und die Kamera zu statisch, deswegen würde Gernot Roll diese neue Verfilmung als "Wiedergutmachung" bezeichnen - er war auch Kameramann bei der Fernsehverfilmung.

Ich mag Breloer, und seine Arbeit "Die Manns" gehört für mich mit zum besten, was das deutsche Fernsehen in den letzten Jahren zu Stande gebracht hat. Obwohl ich Literaturverfilmungen nicht mag und ich auch gar nicht den seltenen Glücksfall einer perfekten Literaturverfilmung erwartet habe (wie es Visconti zwei Mal gelungen ist), hatte ich doch Hoffnung bei diesem Spielfilmdebut eines Mann-Kenners.

Gleich zu Beginn wurden diese Hoffnungen zerstört. Schon die goldglänzende Schrift des Titels wirkte billig und prahlerisch wie bei einem Verkaufssender, die Ballszene wirkte eher einer feudalen als einer bürgerlichen Welt zugehörig. Gut, zentrale Szenen des Werkes kehren wieder, manches war gut umgesetzt, einige schauspielerischen Leistungen waren sehr überzeugend und die Ausstattung war prächtig, aber sonst kam alles sehr gehetzt daher: Todesfälle, Hochzeiten, Todesfälle - die einen aber nicht berührten, weil man mit den Personen weder warm noch vertraut wurde. Gernot Roll betrieb massiv Wiedergutmachung: Seine Steadycam tanzte - meist völlig unmotiviert - über die Treppenstufen, aber obwohl (oder gerade deswegen) vieles so hektisch gefilmt wurde und es in der Geschichte viele Sprünge gab, war das Ergebnis eher langweilig. Die Rückblenden erinnerten eher an einen TV-Mehrteiler, immer wieder wurde das Holstentor gezeigt, obwohl es sonst weniger Außenszenen in Lübeck gab als ich dachte - und wenn, dann sieht man schon mal Häuser aus den 1980er Jahren groß im Bild. Wer das Buch nicht kennt, hat an manchen Stellen Verständnisprobleme, auch die Entwicklung von Thomas, Christian und Tony ist allein durch den Film nicht ganz schlüssig.

Natürlich ist es schwer, einen 1000-Seiten-Roman, der von seiner Getragenheit, Detailverliebtheit und seinen Leitmotiven lebt, angemessen in 2,5 Kinostunden zu packen. Aber das darf keine Entschuldigung sein, wenn es nicht geht, dann soll man es eben lassen. Die Fernsehserie dauert über zehn Stunden, ich habe sie noch nicht ganz gesehen, aber was ich gesehen habe, wird dem Roman - auch in der Kameraarbeit - deutlich gerechter.
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