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Charlie Wilson's War von Mike Nichols

 
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Gast






BeitragVerfasst am: 26 Jan 2008 15:44    Titel: Charlie Wilson's War von Mike Nichols Antworten mit Zitat

Ein Film für den ich mir sicherlich regulär keine Karte gekauft hätte, lief gestern im sneak preview. Dabei verweise ich gern darauf dass das Gegenteil von gut immer noch "gut gemeint" ist und dieser Film als schwarze politische Satire ungefähr so ernstzunehmen ist wie Walk the Line als seriöses Biopic. Macht sicherlich in Momenten Spaß und hat durchaus ein paar bissige Einfälle im Drehbuch aber man erfährt als halbwegs gebildeter Mensch nichts was man nicht vorher schon gewusst hätte und das ganze ist auch ziemlich harmlos ausgefallen. Tom Hanks (ich will hier keine weitere Diskussion anzetteln) ist eine Fehlbesetzung denn egal was man über ihn denken mag, einen saufenden, koksenden Womanizer der sich nur mit Playboy Bunnies umgibt, nimmt man ihm NICHT ab. Dazu ist er einfach zu sehr Hollywoods Saubermann (wenn er bei mir auch für die Entscheidung, die Rolle anzunehmen, einige Sympathiepunkte gewinnt). Wer aber in meinen Augen allerdings vollkommen talentfrei ist, ist Julia Roberts, die auch in diesem Film nur stört und offenbar über die Overacting Skills eines Arnold Schwarzeneggers verfügt.
Ich heiße es prinzipiell gut dass man in den USA einen Film dreht, der die Bewaffnung der Mujahedin im Kalten Krieg thematisiert, um deren Folgen ja heute jeder weiß und der letzte Satz des Films "in the end, we fucked it up" hallt durchaus nach aber das Ganze ist dann doch ein zu glatter Hollywood Streifen geworden, der eher auf Gags setzt als auf Substanz. Kurzweilig, teils unterhaltsam, teils belanglos, teils ärgerlich...nichts, was ich empfehlen würde.
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4LOM
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BeitragVerfasst am: 26 Jan 2008 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe heute bei der Arbeit in der Cinema (Nein! Nicht gekauft! Nicht meine!) geblättert. In dem Artikel über den Film stand, daß dieser eins der besten Drehbücher der letzten Jahre aus Hollywood aufweisen könne. Das habe ich denen eh nicht geglaubt und scheint sich ja auch nicht zu bestätigen.
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4LOM
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BeitragVerfasst am: 06 Feb 2008 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

EPD-Film 02/2008:
Zitat:
Wie wir den Kalten Krieg gewannen

von Katja Guttmann

Und welche Rolle ein liberaler, Whisky trinkender Schürzenjäger dabei spielte: Mike Nichols hat die Geschichte des amerikanischen Abgeordneten Charlie Wilson verfilmt, der sich in den achtziger Jahren hinter den Kulissen und außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung für die amerikanischen Waffenlieferungen nach Afghanistan engagierte.


Charlie Wilson lässt Champagnerkorken knallen, als die Sowjetsoldaten 1989 aus dem besetzten Afghanistan abziehen. Der Spruch, mit dem der demokratische US-Kongressabgeordnete den Fernsehbildern des Abzugs zuprostet, klingt derb, kommt aber aus vollem Herzen: »Here’s to you, motherfuckers.« Es ist sein Sieg. Denn tatsächlich, was die übrige Welt bis heute kaum weiß und auch in den USA erst spät bekanntwurde: Der draufgängerische Texaner mit einer Vorliebe für Cowboystiefel war hauptverantwortlich für die größte Geheim­operation in der Geschichte des CIA, in der die afghanischen »Gotteskrieger« – damals noch ehrfurchtsvoll als »Mudschaheddin« bezeichnet – mit den Waffen versorgt wurden, mit denen sie die militärische Übermacht der UdSSR-Armee schließlich in die Knie zwangen.

In der Darstellung von Tom Hanks ist dieser Kalte Krieger eine unwiderstehlich sympathische Gestalt. Für das amerikanische ­Publikum mag ein Whisky trinkender Frauenheld, der sich patriotisch im Kampf gegen die Kommunisten engagiert, eine widersprüchliche Gestalt sein, für den Rest der Welt war genau das einst Inbegriff amerikanischer Kultur – freizügig in allem, was die individuellen Freiheiten angeht, absolut streng aber in der Abwehr des Kommunismus. Mit ihrem Film Der Krieg des Charlie Wilson setzen Regisseur Mike Nichols (Mit aller Macht) und Drehbuchautor Aaron Sorkin (Eine Frage der Ehre, »West Wing«) in erster Linie diesem in den letzten Jahren stark verblassten amerikanischen Ideal ein Denkmal. Gleichzeitig ist der Film eine für Hollywoodverhältnisse ungewöhnlich bissige Politsatire, die auch zeigt, dass die gute Absicht sich am Ende in ihr Gegenteil verkehrt hat. Denn schließlich hatte die amerikanische Hemdsärmligkeit im Kriegsengagement ein bitteres Nachspiel – die Machtergreifung der Taliban in Afghanistan und die Entstehung des Terrornetzwerks El Kaida mit Bin Laden an der Spitze.

Letzteres deutet Der Krieg des Charlie Wilson allerdings nur an. Am Schluss steht allerdings Wilsons verbürgtes bitteres Fazit: »Wir haben das Endspiel vermasselt.« Fast eine Milliarde Dollar hatte er für die militärische Unterstützung mobilisieren können, für den Bau von Schulen in dem zerstörten Land nach dem Abzug der Sowjets bekommt er gerade noch eine Million zugesprochen. Die politische Aussage des Films ist damit überraschend klar: Nicht die Belieferung dubioser Rebellen mit neuesten Waffensystemen war der Fehler, sondern die mangelnde Unterstützung beim Wiederaufbau.

Tom Hanks gibt in der Rolle des Charles Nesbitt Wilson seinen Helden als Großmeister der Selbstironie. Verwickelt in einen Skandal wegen Kokainmissbrauchs, den ein profilierungssüchtiger Rudolph Giuliani aufklären will, wird er maliziös gefragt, ob er einen Aufenthalt in einer Drogenentzugsklinik plane. Die von ihm als »Presse-Pussy« titulierte Assistentin weiß genau, was sie zu antworten hat: So etwas käme für ihn nicht infrage, da in solchen Institutionen kein anständiger Whisky serviert würde.

Als weibliche Alliierte im Krieg gegen das Böse steht Tom Hanks Julia Roberts zur Seite, die Joanne Herring, eine einflussreiche rechte Lokalprominente aus Houston spielt. Auch Herring übrigens wird samt ihres ausgestellten Republikanertums als Ikone des Liberalismus dargestellt: Trotz religiöser Rhetorik auf den Lippen steigt sie als selbstbewusste Gelegenheitsgeliebte mit Wilson ins Bett und bleibt dabei so eigensinnig wie ihre politischen Ansichten. Ihre Mesalliance wird zum schrägen Trio durch den unansehnlichen CIA-Agenten Gust Avrakotos (Philip Seymour Hoffman), den Wilson beim ersten Treffen bereits mit der Frage konfrontiert, wie es der Sohn eines griechischen Brausefabrikanten denn habe so weit bringen können. Unverblümt die untersetzte Gestalt mit fettigem Haar und dicker Brille auf der Nase abmessend, setzt er hinzu: »Sie sind, wie soll ich sagen, nicht gerade der James-Bond-Typ.« Avrakotos aber kann mithalten, was Selbstironie anbetrifft: »Sagen wir also einfach, dass ich gut sein muss.« Er besorgt das nötige militärische Know-how und in für heute umso abenteuerlicher klingenden Konstruktionen – die an die Mudschaheddin gelieferten Waffen kommen zum guten Teil aus israelischen Beständen – organisieren die drei die letzte heiße Schlacht des Kalten Kriegs.

Aus der Reihe der Antikriegsfilme, die im vergangenen Jahr in den USA herauskamen, sticht Der Krieg des Charlie Wilson als einzige Komödie hervor. Politik und Krieg führt das Team Nichols/Sorkin als unterhaltsames Spiel vor, und dafür lassen sich die beiden sogar von den eigenen Figuren bestätigen: »Wenn du das schon machst, dann hab wenigstens Spaß dabei«, sagt Hoffman alias Avrakatos. Dass es allerdings um viel mehr geht, als nur Intrigen einzufädeln und pakistani­sche Außenminister mit exotischen Bauchtänzerinnen zur Zusammenarbeit zu animieren, wird auch klar.

»Es ist der witzigste intelligente Film des Jahres«, befand das US-Magazin »Time«. Ähnlich positiv äußerten sich die meisten Kritiken in Amerika. Der Krieg des Charlie Wilson ging mit fünf Golden-Globes-Nominierungen ins Rennen, gewann aber keinen.

Was allerdings nicht bedeutet, dass der Film zum Kassenhit avancierte. Schwere Kost über Terror und Krieg war im vergangenen Jahr bei den US-Kinogängern wenig gefragt: Weder die geballte Star-Power von Tom Cruise, Meryl Streep und Robert Redford in dem beredten und ausgewogen argumentierenden Polit-Drama Von Löwen und Lämmern überzeugte sie noch der melodramatische Kriegsschuld-Thriller Im Tal von Elah mit Tommy Lee Jones, Charlize Theron und Susan Sarandon über die verzweifelte Spurensuche eines Vaters, dessen Soldatensohn kurz nach seiner Rückkehr aus dem Irak ermordet wird. Auch Machtlos, in dem die illegalen Foltermethoden des amerikanischen Geheimdiensts angeprangert werden, spielte weniger Geld ein, als sich die Macher von der Besetzung Jake Gyllenhaal und Reese Witherspoon erhofft hatten. Brian de Palma startete seine in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnete Doku-Fiktion Redacted, in der es um Kriegsverbrechen von US-Soldaten an der irakischen Zivilbevölkerung geht, sowieso nur in limitierter Kopienzahl – um wenigstens für den Oscar infrage zu kommen. Dass Der Krieg des Charlie Wilson ein Kassenhit wird, hat sicher selbst Tom Hanks nicht erwartet. Immerhin spielte der Film in drei Wochen Laufzeit knapp 54 Millionen Dollar ein – gut zwei Drittel seiner Produktionskosten.

Der Film unterscheidet sich jedoch von den genannten Titeln nicht nur dadurch, dass er sein ernstes Thema komödiantisch verhandelt, sondern auch in der Zielrichtung seiner Kritik. Das US-Engagement in Afghanistan nämlich wird vorbehaltlos affirmiert. Fast schon frivol feiert der Film den Sieg im Kalten Krieg: Finstere russische Piloten werden mit tapferen Mudschaheddins parallel geschnitten, und mit reichlich Häme inszeniert Nichols (selbst Nachfahre russischer Revolutionsflüchtlinge) die Verblüffung der Sowjets, als sie von den Afghanen abgeschossen werden – der neuen Waffentechnik sei Dank. Es bleibt kein Zweifel daran, wer hier die Guten und wer die Bösen sind.

Woran sich der Film ironisch reibt, sind vielmehr die Veränderungen im öffentlichen Politikdiskurs: Im heutigen USA der Überkorrektheit hätte Wilson wohl einen schweren Stand. Anfang der achtziger Jahre galt der Playboy mittleren Alters vor allem als »Good Time Charlie«. Sein unersättlicher Appetit auf Alkoholexzesse, schöne Frauen und wilde Partys war allseits bekannt. Wie der Film ebenfalls zeigt, stellte er seine Mitarbeiterinnen eher nach Attraktivität als nach Können ein.

Seinem Wahlkreis im sonst eher konservativen Ölstaat Texas war sein Image allerdings ziemlich egal. Elf Mal hintereinander wurde er in ein Amt gewählt – von 1973 bis 1996 saß er im Kongress. Dort wurde er sogar in den Ethik-Ausschuss geholt: »Ich bin der Einzige in dem Komitee, der Frauen und Whisky mag, und auch wir wollen vertreten sein«, erklärte Wilson unumwunden dem Journalisten George Crile, auf dessen Dokumentar-Bestseller »Charlie Wilson‘s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History« aus dem Jahre 2004 das Drehbuch beruht. So viel politische Unkorrektheit traut sich heute kein Abgeordneter mehr.

Wilson saß jedoch auch in einem viel wichtigeren Ausschuss, dem sogenannten »House Appropriations Committee«, das die Gelder für das Pentagon und die Geheimdienste bewilligte. Während der damalige US-Präsident Ronald Reagan und die US-Presse mit der Iran-Contra-Affäre abgelenkt waren, begann Wilson, seine Fäden zu spinnen. In seinem Komitee schaffte er es, unter dem Radar der Öffentlichkeit das Budget für geheime Operationen des CIA in Afghanistan von knappen fünf Millionen Dollar auf besagte eine Milliarde Dollar zu erhöhen. Damit konnte er vor allem die infrarot gelenkten Luftabwehrraketen Stinger finanzieren, die die ­Mudschaheddin gegen die sowjetischen Kampf­hubschrauber Mi-24 einsetzten.

Als glühender Patriot und erklärter Antikommunist hatte Wilson erkannt, dass es am Hindukusch für die amerikanische Weltmacht viel zu gewinnen gab. Seine Freundin Joanne Herring drängte ihn dazu, Flüchtlingslager in Afghanistan zu besuchen. Im Film zeigt Nichols erschreckende Bilder von Kindern, denen von perfiden sowjetischen Straßenbomben in Form von Spielzeug beide Arme abgerissen worden waren. Der Anblick von Flüchtlingen, die sich um Reiskrumen prügeln, besorgt den Rest: Die Mudschaheddin mussten bewaffnet werden, das stand für Charlie fest. Die Waffen, das war ebenfalls klar, durften keine Hinweise darauf geben, dass sie aus den USA kamen.

Und so kommt Gust Avrakotos zum Zug. Hoffman spielt den eher unzufriedenen und notorisch schlecht gelaunten Mitarbeiter des CIA mit grauseligem Schnauzer und Achtziger-Jahre-Brillengestell als amüsanten Gegenpol zu dem charmanten Frauenverführer Wilson. Während der seine Politkollegen mit Diplomatie und Austausch von Gefälligkeiten beim Stimmen meisterhaft manipulieren kann, kommt Avrakatos meistens mit derben Worten direkt zum Punkt. Auch ihn porträtiert der Film gewissermaßen als Rebellen – gegen die Schreibtischtäter bei der CIA, die »keinen Mumm in den Knochen« haben.

Warum der gut gemeinte »Krieg des Charlie Wilson« letztendlich kein gutes Ende fand, beantwortet der Film vielleicht zu einfach. »Es ist eben eine Komödie des typischen hemdsärmligen Amerikaners, der auf eine Welt los­gelassen wird, die er nicht wirklich versteht“, schreibt ein US-Kritiker. Der echte Charlie Wilson, heute 74 Jahre alt und erstmals glücklich verheiratet, sieht die Vorwürfe eher gelassen, denen er nach dem Erscheinen des Films ausgesetzt wurde. Er sagt, er sei sich der Gefahren nach dem Rückzug der USA aus Afghanistan bewusst gewesen. »Wir haben zugelassen, dass Afghanistan im Chaos mündet. Ich habe wirklich versucht, das Ganze in die richtige Richtung zu bringen, aber meine Kollegen hatten keine Lust mehr, mir zuzuhören«, sagte er jüngst in einem TV-Interview. Seiner Meinung nach hätten sich die USA einen prima Alliierten in der muslimischen Welt heranziehen können. Ob allerdings die Türme des World Trade Centers dann noch stehen würden, sei trotzdem fraglich. »Wir hätten bestimmt etwas Ähnliches wie den 11. September 2001 erlebt. Ich denke, dass Bin Laden seine Kursrichtung damals schon eingeschlagen hatte (…) Aber wenn man einen Krieg kämpft, dann tut man das, was man zu dem Zeitpunkt für richtig hält«, so der echte Charlie Wilson.

Charlie Wilsons War
USA 2007. R: Mike Nichols. B: Aaron Sorkin (Buchvorlage George Crile). P: Tom Hanks, Gary Goetzman. K: Stephen Goldblatt. Sch: John Bloom, Antonia Van Drimmelen. M:#James Newton Howard. A: Victor Kempster. Pg: Universal/Relativity/ Playtone. V: Universal. L: 102 Min. FSK: 12, ff. Da: Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams, Emily Blunt.
Start: 7.2. (D, CH), 8.2. (A)
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helmi



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BeitragVerfasst am: 07 Feb 2008 08:38    Titel: Antworten mit Zitat

obwohl mich der film nicht die bohne interessiert, bin ich trotzdem über 2 kritiken im web gestolpert:

SF DRS:


Charlie Wilson's War (USA)
Regie: Mike Nichols
mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffman



Charlie Wilson ist ein texanischer Trunkenbold, Frauenheld und zufällig als Abgeordneter in der Ethikkommission und im Militärausschuss im Kongress. Mit Hilfe der einflussreichen Millionärin und Antikommunistin Joanne Herring und dem abgebrühten CIA-Agenten Gust Avrakotos wird er es mit seiner gutgläubigen, aber hartnäckigen Art schaffen, die Afghanen Anfang der achtziger Jahre mit Waffen und Geld zu versorgen, um die sowjetische Invasion bekämpfen zu können.

Die unglaubliche, aber wahre Geschichte beschreibt den Anfang vom Ende des Kalten Krieges und gleichzeitig – Ironie der Geschichte – die Aufrüstung der Mudjaheddin, der heutigen Feinde der Vereinigten Staaten.

Mit Tom Hanks (Wilson), Julia Roberts (Herring) und Philip Seymour Hoffman (Avrakotos) grandios besetzt, ist «Charlie Wilson’s War» eine köstliche Politsatire, die die tragischen Auswirkungen auf die heutige Geschichte nicht aus den Augen lässt. Raffiniert und makellos.

Kritik: Catherine Berger

Filmdienst:


Der Krieg des Charlie Wilson

Es ist eine bittere Ironie der Zeitgeschichte, dass ausgerechnet aus den Reihen der Mujaheddin, die für ihren Krieg gegen die Sowjetunion von der CIA aufgerüstet wurden, der aktuelle Erzfeind der USA hervorging. Das räumt „Der Krieg des Charlie Wilson“ gleich in der ersten Einstellung mit einer ironischen Paraphrase des berühmten Pistolenschusses aus „The Great Train Robbery“ (1903) ein, wenn ein afghanischer Freischärler, dessen Silhouette sich zunächst beim Gebet gegen den Nachthimmel abzeichnet, eine Panzerfaust in Richtung Publikum abfeuert. Daher ist umso überraschender, dass die Polit-Satire anschließend für anderthalb Stunden die Gegenwart ausblendet. Der Ton erinnert, obwohl die Themen kaum unterschiedlicher sein könnten, an die erste Hälfte von „Boogie Nights“ (fd 33 156): Auch Mike Nichols’ neuester Film schwelgt in naiver Dekadenz, wobei die ironische Nostalgie allein wegen unseres Wissens um die Nebenfolgen melancholisch eingefärbt ist. Doch während Paul Thomas Anderson in der zweiten Hälfte seines Pornoindustrie-Epos ebenso ausschweifend das Zerbersten von Illusionen ausmalte, deutet Nichols die unbeabsichtigten Konsequenzen, die das draufgängerische Handeln seiner Figuren hat, zuletzt nur ganz dezent noch einmal an.


Als man den Protagonisten kennen lernt, sitzt der texanische Kongressabgeordnete mit Stripperinnen im Whirlpool, wobei Champagner fließt und Koks die Runde macht. Die Szene entspricht, wie angeblich die gesamte Filmhandlung, recht genau historischen Begebenheiten aus den 1980er-Jahren, wobei sie die prägnantesten Eigenschaften Charlie Wilsons auf den Punkt bringt, indem sich dessen Aufmerksamkeit schließlich auf einen Fernsehbericht aus Afghanistan konzentriert. Der Lebemann war nämlich leidenschaftlicher Antikommunist, den die sowjetische Invasion Afghanistans in Rage brachte. Die Eigenheiten des amerikanischen Parlamentarismus, der Ausschussmitgliedern enormen Einfluss auf einzelne Politikfelder eröffnet, ermöglichten es diesem Hinterbänkler, den Mujaheddin fast im Alleingang jene Waffen und Munition zuzuschanzen, die Voraussetzung für ihren Sieg gegen die Sowjets waren. Weil die massive Aufrüstung zunächst amtlicher US-Politik widersprach – von Gesetzen ganz zu schweigen – und der Hilfe Pakistans sowie Israels und Ägyptens bedurfte, war Wilson bei seiner geheimen Mission allerdings auf die Kooperation eines ähnlich eigensinnigen CIA-Manns angewiesen.


Fast jeder Satz, den dieser hemdsärmelige Geheimagent sagt, sprüht vor trockenem Witz, weshalb man beinahe übersehen könnte, welche Leistung darin liegt, dass Philip Seymour Hoffman die geschliffenen Dialoge von Drehbuchautor Aaron Sorkin, dem Erfinder der TV-Serie „The West Wing“, schnodderig klingen lässt. Im Vergleich dazu wirkt Wilson beinahe harmlos, zumal Tom Hanks’ weiche Gesichtszüge nicht den kantigen Charme vermitteln, den der echte Wilson sogar nach einer Herztransplantation noch ausstrahlt. Umso imponierender ist indes Julia Roberts in der Rolle einer texanischen Millionärin, die in ihrem reaktionären Eifer Wilson überhaupt erst zur afghanischen Mission inspirierte. Roberts legt diese Nebenfigur als ebenso überkandidelte wie souveräne Diva an, die schon Eindruck macht, wenn sie in Großaufnahme eine Sicherheitsnadel zum Wimperntusch-Utensil umfunktioniert.

Nichols treibt den Plot so beschwingt voran, dass er sich schließlich dazu versteigt, die Nachricht vom Mujaheddin-Sieg mit einer Großaufnahme des Hinterns einer Wilson-Assistentin einzuleiten. Diese frivole Ausgelassenheit im Erzählton ist freilich nur möglich, weil der Film Abstand zu den siegreichen Bodentruppen wahrt. Bei Wilsons erstem Besuch in Pakistan hört man vom Elend afghanischer Zivilisten, dessen Ausmaß die abschließende Panoramaeinstellung eines Flüchtlingscamps eindrücklich suggeriert. Das legitimiert Wilsons Handeln ebenso wie die erste Darstellung eines sowjetischen Luftangriffs, die vorübergehend die Ego-Shooter-Perspektive eines Videospiels nachahmt. Die Mujaheddin bekommt man während des Films kaum zu sehen – weshalb die Nachricht, dass nach dem Abzug der Sowjets irgendwelche „crazies“ nach Kandahar strömen, sehr unvermittelt in Washington eintrifft. Wer genau diese Irren sind, und woher sie kommen: darüber hält sich dieser ebenso amüsante wie irritierende Film bis zuletzt bedeckt.

gruss

helmut
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4LOM
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BeitragVerfasst am: 07 Feb 2008 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Video-Filmkritik der FAZ.
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Gast






BeitragVerfasst am: 07 Feb 2008 16:12    Titel: Antworten mit Zitat

is trotzdem n scheiß!
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helmi



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BeitragVerfasst am: 07 Feb 2008 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

tom hat folgendes geschrieben:
is trotzdem n scheiß!


sag so was nicht, wenn ein film den kritikern gefällt, hat er auch dir zu gefallen!!! das sind profis, die wissen was für uns gut ist!! Laughing Laughing Laughing

gruss

helmut
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BeitragVerfasst am: 07 Feb 2008 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

mein geliebter ekkehard knörrer merkt es halt wieder: Smile

Die Geschichte, wie Charlie Wilson in Afghanistan den Krieg gegen die Sowjetunion gewann, ist trotz mancher Vereinfachung wahr. Mike Nichols' Filmsatire "Der Krieg des Charlie Wilson" will jedoch nicht so recht zünden.



Es sind die achtziger Jahre. Charlie Wilson (Tom Hanks) aus Texas ist ein allseits beliebter, den Frauen, dem Alkohol, dem guten Leben, nicht unbedingt der politischen Arbeit sehr zugetaner US-Kongressabgeordneter. Von den Vorgängen im afghanischen Stellvertreter-Krieg zwischen der Sowjetunion und den USA hat er zunächst einmal so wenig Ahnung wie von all den anderen Dingen der Welt, die über seinen Horizont gehen. Das ändert sich jedoch, als sein Horizont in der Angelegenheit Afghanistan mit dem seiner guten Freundin und Immer-mal-wieder-auch-Bettgenossin Joanne Herring (Julia Roberts: sieht absichtlich älter aus als sie ist) kollidiert. Diese ist eine reiche texanische Antikommunistin, Mittelpunkt glorioser Partys in Houston, gute Freundin James Bakers, Honorarkonsulin in Pakistan. Und überaus durchsetzungsfähig im Dauereinsatz für die Rechte des amerikanischen Kapitals und die zu seiner ungehinderten Verbreitung notwendigen Ideologien.



Auf ihr Drängen fliegt Charlie Wilson gen Osten und trifft herzlich unvorbereitet - die Szene ist einer der nicht gar so vielen Höhepunkte des Films - den pakistanischen Präsidenten Zia Ul-Haq (immer schön, den wunderbaren Om Puri in einem Hollywood-Film zu sehen). Der hat gerade seinen Vorgänger Zulfikar Ali Bhutto um die Ecke gebracht, nimmt Wilson mit zwei Beratern in die Mangel und spätestens der Besuch des naiven Amerikaners in einem Camp mit Kriegsflüchtlingen entfacht ein moralisches Feuer in ihm, das in der Folge Wunder wirkt. Wilson, das war von Anfang an Herrings strategischer Punkt, ist Mitglied eines Kongress-Unterausschusses, der Gelder für militärisch gestützte Geheimdienstoperationen bewilligt. Wilson, dem manche manches schulden, kriegt den Ausschuss-Vorsitzenden Doc Long (immer schön, den wunderbaren Ned Beatty zu sehen) rum, indem er ihn - eine der gar nicht so wenigen allzu plumpen Szenen des Films - zu den Taliban schickt. Dort hält der Vorsitzende, auch er ahnungslos wie nur einer, eine flammende Rede, an deren Ende ihn die versammelten Mudschaheddin mit "Allahu Akbar"-Rufen feiern. Er brüllt, von seiner eigenen Beredsamkeit überwältigt, zuletzt das "Allahu Akbar" mit.



Gelder werden bewilligt, aber mit Geld allein ist es nicht getan. Ein schlagkräftiges Expertenteam wird zusammengestellt, dessen Motor ist der temperamentvolle CIA-Mann Gust Avrakotos (Philip Seymour Hoffman spielt ihn mit Gusto). Die Unterstützungs-Summen steigen ins beinahe Astronomische, die Taliban werden, mit von Israel (!) auf komplizierten Wegen gelieferten Stinger-Raketen so lange aufgerüstet, bis die Sowjetunion den immer teurer werdenden Kampf aufgibt und abzieht. Diese Geschichte ist, das ist vielleicht das Erstaunlichste daran, mancher Vereinfachung zum Trotz mehr oder minder wahr.



Natürlich erzählt "Der Krieg des Charlie Wilson " nicht zuletzt die Vorgeschichte von Al-Quaida und damit des 11. September. Nicht als Dokudrama, versteht sich, sondern als Satire. Nur bleibt die Satire auf der Suche nicht nur nach dem richtigen Ton, sondern auch nach ihrem Objekt. Das Drehbuch von "West Wing"-Autor Aaron Sorkin - nach einer Vorlage von George Crile - war in einer ersten Version, liest man, sehr viel schärfer, nach einer Klagedrohung der echten Joanne Herring bügelte Sorkin notgedrungen manche Spitze weg, heißt es. Jetzt ist Charlie Wilson statt der Verkörperung fatal kurzfristig denkender US-Politik tatsächlich eine Art Held, nicht zuletzt, weil er - auf verlorenem Posten - für nachhaltige Aufbauhilfe für das Land nach dem Krieg plädiert. (Kein Wunder, dass sowohl der echte Charlie Wilson wie die echte Joanne Herring zur Filmpremiere stolz aufmarschiert sind. Der echte Gust Avrakotos ist leider schon tot.)



Gerade im Vergleich mit Aaron Sorkins TV-Meisterwerk "West Wing" wirkt der Film seltsam unfokussiert, besonders deutlich wird das in den auf den ersten Blick so vertrauten walking-talking-Szenen in den Fluren und Gängen, den Vorräumen und Hinterzimmern der Macht in Washington. Die komischen Momente geraten klamaukiger und an die Stelle der genauen Beschreibung des Funktionierens von Ritualen und Institutionen treten satirische Schrotschüsse ins Ungefähre. Seltsam kraftlos verweist der Schluss auf die katastrophale Fortsetzung der Geschichte: Der Kalte Krieg geht zuende und die US-Außenpolitik wendet sich anderen Schauplätzen zu. Afghanistan bleibt den Taliban überlassen.



Ekkehard Knörer
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Anmeldungsdatum: 28.02.2005
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BeitragVerfasst am: 13 Feb 2008 18:13    Titel: Antworten mit Zitat

Der Film soll laut Abspann "carbon free" erstellt worden sein, also mit ausgeglichenem Kohlendioxid-Haushalt. Der Begrenzte Wissenschaft-Blog regt sich darüber auf.
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