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Mein kleiner Text zu Punishment Park

 
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Neophyte
Gast





BeitragVerfasst am: 03 Jun 2011 06:09    Titel: Mein kleiner Text zu Punishment Park Antworten mit Zitat

Ich hatte es ja angekündigt und hier ist er nun, der Text zu Punishment Park. Ich hatte im April ja reichlich Zeit, und dort entstand auch der Großteil dieses Textes den ihr nun lesen könnt, wenn ihr wollt.

Folgender Text ist ein bescheidener Versuch meinerseits etwas Analyse-"ähnliches" aufzustellen, über einen Film der sich, wie wir sehen werden, selbst analysiert und obendrein eine (obgleich eventuell nur oberflächliche, was durch den narrativen Rahmen bedingt ist) Analyse eines kulturellen Krisenherdes ist. Ich werde mitunter nicht nur auf Philosophen wie Arthur Schopenhauer und Immanuel Kant, auf Psychologen wie Sigmund Freud und Carl Gustav Jung, auf den Autor Franz Kafka, den Musiker Eminem sowie auf dem Regisseur Peter Watkins selbst verweisen, sondern sie, sofern es mir angebracht scheint, direkt rezitieren.

1.) Vorwort bzgl. Peter Watkins:

Peter Watkins ist in der Filmwelt keinetwegs ein unbeschriebenes Blatt. Er ist ein ausgezeichneter Dokumentarist und ein fantastischer Regisseur mit einem - wie ich aufzeigen werde -, feinfühligen Händchen für den "Schnitt". Es war 1965, als man ihn bat eine Dokumentation über Kriegsangst zu machen, mit dem Hintergrund der nuklearen Bedrohung welcher die Welt seinerzeit ins Angesicht starrte, (was sie nachwievor tut). Man hätte keinen besseren für ein derartiges Unterfangen auswählen können, denn heraus kam The War Game, der mit extremst großem Abstand realistischste "Film" dieser Art (1). Er war den Auftragsgebern so derart realistisch das er gar verboten, und demnach nicht ausgestrahlt wurde. Doch auch vor "The War Game" hat Watkins das Thema Krieg in Kurzfilmen behandelt, wie mit The Forgotten Faces & Diary of an unknown Soldier geschehen. Nach "The War Game" kam Culloden, der den Stil des hier besprochenen "Punishment Park" quasi vorwegnimmt. Man kann also ohne weiteres sagen, das Peter Watkins sich in und mit diesem Thema auskennt, einen Standpunkt vertritt und er seine Hausaufgaben gemacht hat. Watkins ist Kritiker des Tötens für irgendwelche Ideologien Dritter und dies kristallisiert sich in jeden der genannten Filme auch fein heraus; einschließlich The Gladiators.
"Punishment Park" ist ein Klon zwischen Watkins früheren Filmen, von denen ich eben ein paar nannte, und späteren Werken wo er sich hauptsächlich auf bestmöglich-fundierte Berichtserstattung bezieht, wie z.B. Privilege der zugleich ein Klon ist, da er auch fiktive Elemente enthält. Mit Evening Land schuf Watkins erneut eine Kritik an den Medien, mit Hilfe einer Mixtur von Fiktion und "Tatsachen"; der diesbezügliche, fast 6-stündige Geniestreich La Commune (Paris 1871) treibt diese Prozedur wissent- und willentlich auf die Spitze, und ist nocheinmal eine Referenz an "Culloden" & "Punishment Park". Insbesondere The Media Project, welcher reinrassige Kritik an den Medien durch Medien ist, sei hervorgehoben. Um mit diesen Film im besonderen irgendetwas anfangen zu können, empfiehlt es sich aber, entweder davor oder danach, seinen Aufsatz Media Crisis zu lesen, welcher hochinteressante Aspekte und Ansätze beinhaltet.
The Freethinker & Edvard Munch, beides großartige Filme, sind autobiographische Dokumentationen zwei sehr berühmter und kontroverser Schweden - der Maler, Edvard Munch und der Schriftsteller August Strindberg -, sowie letztendlich der Beweis dafür das Watkins die immanenten Grenzen des Genres "Dokumentation" elegant ausgeweitet hat. Peter Watkins ist meiner Ansicht nach, wie oben schon kurz erwähnt, einer der größten, besten und wichtigsten Regisseure des Weltkinos, und obendrein leider Gottes das was als "unsung Master" bezeichnet wird. Mit folgenden Text will ich anhand seines meiner Ansicht nach besten Films, (in Farbe), versuchen darzulegen, warum er für mich diesen Rang innehält (2).

Deskriptive & essentielle Einleitungszitate:

Zitat:
Under the provision of Title 2 of the 1950 Internal Security Act, also known as the McCarran Act, the President of the United States of America is still authorized, without further approval by Congress to determine an event of insurrection within the United States and to declare the existence of an "internal security emergency". The President is then authorized to apprehend and detain each person as to whom there is reasonable ground to believe probably will engage in certain future acts of sabotage. Persons apprehended shall be given a hearing, without right of bail, without the necessity of evidence and shall then be confined to places of detention.


Zitat:
Punishment Park, described by the United States Senate Subcommittee On Law And Order as "a necessary training for the law officers and National Guard of the country in the control of those elements who seek the violent overthrow of the United States government and the means of providing a punitive deterrent for said subversive elements".


Whoohh, it's gonna get hot - It's gonna get real hot! (3)

2.) "Punishment Park" = "apotropäischer Euphemismus": (1)

"Der schlimmen Sache einen guten Namen geben um ihre Ungunst abzuwenden." Das Wort "Euphemismus" kann im Grunde ausgelassen werden, denn es ist kein "guter Name", sondern ein Name der Programm ist, er ist eine Form der Bestrafung; eine hochgradig unmenschliche obendrein. (Doch dazu weiter unten mehr.) Das Wort "apotropäisch" müsste im Gegenzug unterstrichen werden, zumindest von Seiten der "USA" aus, da sie, die US-Repräsentanten (im Sinne von den Gesetzestreuen, hiermit sind also alle die gemeint, die nicht in Handschellen vor- bzw. abgeführt werden) des Films in der Tat davon ausgehen, das der "Park" lehrreich sein wird, ja, "apotropäisch", was nichts anderes bedeutet wie als "größeres Unheil abwehrend".
Eine Allegorie für den gesamten Film kann schon bei Fanz Kafka gefunden werden; so braucht es nicht viel Überlegung um in seiner kleinen, schönen und sicher ironischen Geschichte von 1920, "Kleine Fabel", den gesamten Film wiederzuerkennen. Für diejenigen die die Geschichte nicht kennen:
Franz Kafka hat folgendes geschrieben:
">>Ach<<, sagte die Maus, >>die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, das ich Angst hatte, ich lief weiter und weiter und war glücklich das ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu daß ich schon im letzten Zimmer bin und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.<< >>Du mußt nur die Laufrichtung ändern<<, sagte die Katze und fraß sie."


3.) Selbstanalyse des Films:

Der Film erklärt sich von selbst, und deckt ebenso seine feinen Intentionen auf, ohne jedoch dem Zuschauer für Dumm zu verkaufen, und sein Motiv wahrlich auf's Auge zu drücken. Diverse Zitate die diesen Prozeß darstellen, folgen.
Zitat:
My responsibilities as a citizen in this country do not include killing for it!

Zitat:
Do you want me to tell you what's immoral? War is Immoral. Poverty is immoral. Racism is immoral. Police Brutality is immoral. Oppression is immoral. Genocide is immoral. Imperialism is immoral. This country represents all those things.

Zitat:
Senator George McLewis resigned from the Senate today after 22 years of active service. He said in a press conference shortly after that he could no longer participate in what he called the "dismantling of basic freedoms" for which this country was established. In a statement, he mentioned specifically the types of "repressive" legislation which led to the sudden resignation, including the no-knock laws and the stop-and-frisk-laws, cancellation of immunity from the 5th Amemdment cases, preventative detention, the activation of detention camps and quasi-judicial tribunals. He said that he was particullary disturbed by the reported activities of the Punishment Parks.

Zitat:
You are trying to put radicals on trial as scapegoats for the problems you get from your own system!

Der Film spielt an bis zu 6 verschiedenen Fronten: "Tribunal" - das Zelt mit Correctiongroup #638, Die Polizisten unter sich, Correctiongroup #637 die auf 3 Gruppen gesplittet wird, sowie die Komiteemitglieder unter sich. (Hinweis: "Correctiongroup" wird von diesem Punkt an immer mit "CG" abgekürzt).
Als die Komiteemitglieder unter sich interviewt werden, sagen diese sie täten ihr bestes den Angeklagten ein faires Verhör zu geben, und das diese es nicht zu schätzen wüssten. Unnötig zu erwähnen das Watkins hier mal wieder eine Meisterleistung an Schnitt hinlegte, denn während sich die Komiteemitglieder an Aufschnitt und kalten Getränken bedienen, schleppen sich die Mitglieder der CG 637 durch die Wüste. (Weitere schnitttechnische Glanzleistungen folgen in einem seperaten Unterpunkt.) Hier wären nun ein paar medizinische Fakten recht interessant, die als Zitate aus dem Film übernommen sind.
Zitat:
The normal human body temperature is 98.6 degree Fahrenheit. An increase in body temperature of 6 to 8 degrees above normal for any extended period, means death.

Zitat:
The desert heat is a killer. It will burn your skin, sap your strength, cut your efficiency, drain the moisture from your body and thicken your blood unless you drink water.

Zitat:
When the human body has suffered a dehydration of between 6 to 10%, it experiences dizziness, difficulty in breathing, decreased blood volume, indistinct speech and finally an inability to walk. Distance to the United States Flag: 23 Miles.

Nun versetze man sich in die Lage der CG 637 Mitglieder und behaupte allen Ernstes der Park sei eine faire Alternative, wobei man zusätzlich bedenken muss das keines der CG 637 Mitglieder Wasser mitbekommt, das ganze Szenario 3 Tage dauert und die Temperaturen sich bei bis zu 111 Degrees, also ~ 44°, aufhalten. Wenn er (u.a.) eines ist, dann blanker Sadismus (was mitunter dazu führte das man Watkins einen Sadisten schimpfte, was jedoch öberflächlicher gar nicht betrachtet sein könnte.) Er ist allem voran, aus Sicht der Angeklagten, das kleinere, notwendige Übel was die Verurteilten freiwillig in Kauf nehmen, denn so wird jeder Angeklagte vor die Wahl gestellt ob er nun (minimum) 5 bis hin zu (maximum) 21 Jahren oder gar lebenslänglich ins Gefängnis will, als "political criminal", einzig und allein dafür das er seine Meinung sagt, äußert und eventuell lebt (dazu weiter unten mehr).
Man sagt weiterhin, das man froh ist Kamerateams vor Ort zu haben, in der Hoffnung das deren Aufnahmen in einem so-breit-als-möglichen Raum und Rahmen der Sache der Regierung helfen sollen. Die Aufnahmen seien unparteiisch, so heißt es. Dies ist eine Lüge deren Impertinenz schier grenzenlos ist. Ein Schnitt ist meist bzw. immer eine "Lüge" im Dienste des Gesamtbildes, soll heißen, das eine Dokumentation von Geschehnissen, mit nur ausreichend gefilmten Material im Schneideraum quasi jede Form annehmen kann, vom Pro zum Contra, und dies führt Watkins nicht nur hier via Monolog vors geistige Auge des sich-aktiv-am-Film-beteiligenden-Zuschauers; nein, er führt dieses Konzept mit "Punishment Park" als "Fiktiv-Doku" und somit Vertreter des "direct-cinema" - und nichts anderes ist der Film - an sich vors Auge, setzt es somit in die Praxis um. Deshalb, sagte er auch schon so richtig:
Peter Watkins hat folgendes geschrieben:
In fact, the only Constitutional freedoms regarding the mass media which exist thus far, are those enabling the media to do whatever they wish with the public (under the guise of 'freedom of speech')

Und selbst wenn die Aufnahmen tatsächlich unparteiisch wären, was sie quasi nicht sein können - so könnten die Aufnahmen niemals der Sache der Regierung helfen. Ein Jeder mit normalem Menschenverstand, "schlägt" sich automatisch auf die Seite der Angeklagten, da sie sehen werden das die Angeklagten dem ausgesetzt sind, was Immanuel Kant schon einst so scharfsinnig als "Vernünftelei" bezeichnete (1). Die Sympathien sind hier also glasklar verteilt, ausgerahmt und mit Steckfähnchen markiert.
Ein Sinn, ja der Hauptsinn der "Aufnahmen" im Zelt während des Tribunals, sowie von den Kamerateams in der Wüste, besteht darin durch schlichte Abschreckung Dritte von Nachahmung und oder Fortsetzung derartiger antiautoritärer Aktivitäten die zur baldigen Anwesenheit vor einem derartigen Tribunal führen könnten, abzuhalten. Somit ist die sublime Intention auch die der (Selbst)Zensur der menschlichen Natur. Der Mensch begrenzt sich ohnehin schon arg und stark genug indem er sich selbst irgendwelche Regeln auferlegt (2) & (3). Wenn der Mensch von allem was ihm glücklich macht und ihm/ihr teuer ist - und unter Umständen gewalttätig, sprich: gegen seinen Willen - getrennt wird, so ist damit zu rechnen das er ggf. seinerseits ebenso zur Gewalt greifen wird (in dem Wissen das diese Aktion weitere Reaktionen hervorrufen kann und allem Anschein nach auch wird, ja, selbst in dem in diesem Moment bewusst ignoriertem Wissen das man Feuer besser nicht mit Feuer bekämpft). Diese aufgrund ihrer universellen Richtigkeit unabstreitbare Tatsache wird auch vom Film via Monolog bestätigt:
Zitat:
I think that people become violent when they are deprived of their basic human needs. I think that they become violent when that is their only alternative to achieving the satisfaction of those needs.

Es ist als gäbe man einem Armen den Schlüssel zum Tresor der größten Bank des Landes und bitte ihn höflichst, an seine Moral appellierend, das Geld doch bitte nicht zu stehlen, sondern stattdessen schön brav weiter in Armut zu leben, denn nur so bräuchte er keine rechtliche Verfolgung zu befürchten und mit dem Gesetz ist das ja immer so eine Sache... aber, "wer am Grill verhungert ist selber Schuld".
"Up is down and black is white" gilt auch auf die Meinungen die hier dargelegt werden, ja, es ist das uraltes Lied vom "Pro & Contra". Beide Parteien des Tribunals, die Komiteemitglieder wie als auch die Angeklagten, sowie weiterhin gen Ende sogar die Polizisten und die Kameracrew, drehen sich mit ihren Argumenten im Kreis; sie sähen ihre Saat auf totem Boden, sie scheinen nicht die gleiche Sprache zu sprechen. So sagte doch auch schon Helvetius:
Zitat:
Nur der Geist vermag den Geist zu vernehmen; er ist eine Saite die nur im Zusammenklang ertönt.
(4)
Selbst in Ingmar Bergmans Szenen einer Ehe hieß es schon einst so richtig - um Helvetius zu untermauern:
Zitat:
Sie verstehen einander nicht. Sie müssen alles erst in eine dritte Sprache übersetzen die sie beide verstehen.

Was diese dritte Sprache ist, erklärt letzter Nebensatz des ersten Zitates im 4. Unterpunkt; jener Nebensatz trifft deshalb so vorzüglich ins Schwarze, weil das dort genannte eben eine der wenigen universellen Sprachen ist, die selbst der größte Idiot versteht. Schopenhauers Definition vom "Eifer" wäre hier wahres Gold wert, so lautet sie doch:
Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Der Eifer, deshalb blind genannt, macht uns unfähig die fremden Argumente zu erwägen, oder selbst unsere eigenen hervorzusuchen und geordnet aufzustellen.

Weiterhin könnte man hier einwerfen, eben um dies soeben rezitierte in seiner Richtigkeit zu begleiten:
Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Liebe und Haß verfälschen unser Urteil gänzlich: an unsern Feinden sehen wir nichts, als Fehler, an unsern Lieblingen lauter Vorzüge, und selbst ihre Fehler scheinen uns liebenswürdig. Eine ähnliche geheime Macht übt unser Vorteil, welcher Art er auch sei, über unser Urteil aus: was ihm gemäß ist, erscheint uns alsbald billig, gerecht, vernünftig; was ihm zuwider läuft, stellt sich uns, im vollen Ernst, als ungerecht und abscheulich, oder zweckwidrig und absurd dar.
(5)

4.) Das Tribunal: Farce

Wie in dem dieses Review einleitenden Zitat nachzulesen ist, soll jeder der "Angeklagten" eine Anhörung erhalten. Die entsprechende Anhörung findet für die Betroffenen bestenfalls auf der Meta-Ebene statt. Sie sind in dem Moment für schuldig befunden, als ihre Namen ausgesprochen wurden. Weiterhin sind die besagten Individuen der Laune der Komiteemitglieder ausgesetzt; sowie blanker Willkür, die Urteile, so möchte man glauben (und es fällt schwer irgendetwas anderes auch nur im entferntesten für möglich zu erachten), werden nach Schema F verteilt. Ein Jeder der sogenannten "Angeklagten" muss sich wahrlich so vorkommen wie eine Maus vor einem Tribunal voller Aasgeier, welche der Maus hinterhältigst versprechen sie nicht zu zerfetzen und zu fressen. (Dies ist die zweite, subtilere Anwendungsmöglichkeit von Kafkas oben rezitierter "Kleinen Fabel") (1).
Zitat:
You talk as if this is some great civilized, non-violent place. And it ain't. America is as psychotic as it is powerful, and violence is the only goddamn thing that will command your attention!

Zitat:
I would like to read you something: "The streets of our country are in turmoil. The universities are filled with students rebelling and rioting. Communists are seeking to destroy our country. Russia is threatening us with her might and the republic is in danger. Yes, danger from within and without. We need law and order or our nation cannot survive." We might all be forgiven for supposing those to be the words of our President. But they are not. Those words were uttered in 1932 by Adolf Hitler. We know what kind of law and order followed in that country!

Der Vergleich mit "Nazi-Germany" ist überaus angebracht (ebenso die Erwähnung und (früher im Film auch die vorkommende) Vergleichung mit Hitler), so erinnern doch die Verhörszenen stark an die McCarthy-Ära, und dies war, mit Ausnahme der gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen auch nichts anderes - ein demütigendes, enthumanisiertes, gefährliches Absprechen von Rechten die man als selbstverständlich erachtete; eine Prozedur die die Betroffenen sozusagen "brandmarkte", und ein Musterbeispiel dessen ist, was passieren kann, wenn man nichts aus der (in diesem Fall sogar jüngsten) Vergangenheit zu lernen imstande ist. Hier wäre nun ein guter Punkt um ein Zitat aus Oliver Stones besten Film, JFK, anzuführen, das dieser Prozedur einen passenden Namen gibt:
Zitat:
When it feels like it, smells like it and looks like it, you call it what it is: facism!

Aus einer geschnittenen Szene desselben Films stammt ein weiteres Zitat was auch auf "Punishment Park" wunderbar passt:
Zitat:
Dr. Best, Himmler's right-hand man in the Gestapo, once said: "As long as the police carries out the will of the leadership, it is acting legally." And that mindset allowed for over 400 political murders to occur in the Weimar Republic from 1923 to 1932.

Im Grunde wird es schon gen Anfang des Films in aller Deutlichkeit gesagt als es da heißt "quasi-judicial tribunals". Hier bietet sich nun eine hervorragende Möglichkeit um auf Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung zu verweisen, denn beide Pole, der Wille und die Vorstellung sind in diesen Szenen klar und deutlich vorhanden, so ist die USA (durch ihre Vertreter) klar als der Wille zu definieren, wohingegen man die Angeklagten demnach folgerichtig als Vorstellung zu klassifzieren hätte; sie sind "der Wille und die Vorstellung" ihrer jeweiligen Standpunkte. Um dies zu verdeutlichen: Die US Regierung ist der stärkerer Wille, der, nach Schopenhauer, stets regiert, und diese Stärke wird hier durch Überlegenheit in bloßer Anzahl, sowie in Autorität dargelegt - Es drängt sich das Bild des sprichwörtlichen "Sitzen am längeren Hebel" auf, nicht wahr? Desweiteren wäre die Regierung in diesem Falle das, was Schopenhauer demnach als objektive Auffassung der Welt darstellte; sie wäre somit physisch. Die Angeklagten hingegen verkörpern die Welt als Vorstellung; sie sind die idealistische Ansicht der Welt, daher die metaphysische. Jedoch hört ein Ideal auf Ideal zu sein sobald es realisier(t)bar ist, und sofort spinnt der Wille sich ein neues Ideal, was zu immer weiteren, eventuell auf den ersten Blick konfus wirkenden Verbesserungsvorschlägen / Modifikationen zu führen vermag. Und dies ist eventuell (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) der Grund für die Anwesenheit mancher der Angeklagten, denn sie sagen ja selbst schon zu Beginn, das sie nicht wüssten weswegen man sie verhaftet habe.

5.) Stilistische Betrachtung:

"Direct cinema", selbst diese Filme, bzw. derartige (mir bekannte) Vertreter sind meist immanenter - dieser jedoch ist transzendenter Natur, was u.a. mit derartigen Kleinigkeiten bewerkstelligt wird, wie das selbst die Kameracrew den CG 637 Mitgliedern ein "sit down" zuruft, als ein Scharfschütze auf sie anlegt und sie auffordert sich hinzusetzen und zu ergeben, was sich somit als, laut Regeln dieses "Spiels", rückwirkende Umwandlung in ihr vorher verkündetes Urteil auszeichnet.
Man muß stets im Hinterkopf behalten, das die "Angeklagten" (im Tribunalszelt) nicht nur an den Stuhl gekettet werden, sondern ihnen auch Handschellen angelegt sind, und meist mindestens ein Marshal, bis hin zu 3 Marshals, hinter ihnen steht(en); demnach folgerichtig sehen wir auch desöfteren einen "posierenden" Marshal, mit Waffe im Holster. Die konstante Präsenz des Gesetzes (außerhalb dessen was die Tribunalmitglieder repräsentieren) und die durch eben dieses Gesetz repräsentative Einengung der menschlichen Natur, Freiheit und des menschlichen Willen im allgemeinen ist somit kontinuierlich bewerkstelligt und ihre bedrückende Wirkung ist spürbar; beinahe schon greifbar.
Das Format des sogenannten "Vollbild", dies ist, keine Frage, ein beengendes und manchmal sogar höchst unreales Format, wird hier bis zum äußersten genutzt. Eben aufgrund zuvor genannter Beengungseffekte werden so manche Szenen, insb. jedoch die Tribunalszenen transzendiert und die Beengung die ein jeder der Angeklagten spüren muss, wird auch für den Zuschauer spür-, beinahe riechbar. Durch dies Vollbildformat, welches hervorragend geeignet ist um Höhen und Tiefen darzustellen (Man denke an Shining), wird die Sicht auf das wesentliche beschränkt (im positiven Sinne), was zugleich eine Metapher ist, da die CG637 in der "großen, unendlich weit scheinenden" Wüste, dennoch eingeengt ist - mit der Polizei auf ihren Fersen.
In Filmfachbegriffe gepackt, beinhaltet "Punishment Park" ein wahres Arsenal an Zutaten. Zunächsteinmal ist der Film ganz klar eine "artisanal production." Der Film arbeitet mit "direct sound" (und auch einem kleineren eigens komponierten Tonteppich). Bzgl. des Bildes allein arbeitet der Film mit "zoom", "whip pan", "establishing shot", "reestablishing shot", "racking focus", "reframing", "deep space", ja sogar dem "tracking shot", von alledem rechnet man in den hier gegebenen örtlichen Rahmen, zumindest mit letzteren nicht. Man darf von einen derartigen Film nicht verlangen das er einem Bilder bringt die "deep focus" sind (welche zwar sporadisch aber dennoch vertreten sind); nichts könnte verheerender sein als eine derartige Annahme oder gar Forderung (1). Stattdessen bringt uns "Punishment Park" teils hochgradig unscharfe, manchmal sogar verwaschene Bilder. Natürlich ist dies nicht schön; stellt sich aber auch zugleich die Frage: Warum sollt' es denn schön sein? Wozu eine derartig, streng genommen, traurig-pessimistische Geschichte in fröhlich-optimistischen Bildern erzählen? Dies vorliegende Konzept muss so sein, (und ist folgerichtig auch mit Bravura ausgeführt), da sonst die visuelle Ebene der narrativen widersprechen würde, und man unter Umständen einem mit-sich-selbst-unvereinbaren-Clinch erzeugt hätte, der den Film nur schaden kann (2).
Ironisch ist hingegen die Montage bzgl. Officer Edwars, der, anwesenden Militärs, Polizisten und National Guard Angehörigen Waffenfunktion- und auswirkungen erklärt und vorführt, was immer wieder durch Gegenschnitte der sich bereits in der Wüste befindlichen CG 637 Mitglieder, sowie der Mitglieder der CG 638, welche genau dies noch vor sich haben, nun aber erstmal die vielleicht größere Farce bewerkstelligen müssen, mit hochgradig bornierten Repräsentanten der USA zu "argumentieren", unter- oder richtiger, aufgebrochen wird. Dies ist also ein Vorführeffekt - sogar ein Lehrbeispiel dessen - wie man an drei verschiedenen Fronten zugleich sein kann, und man die jeweiligen narrativen Fäden weiter verfolgt. Doch zum Thema "Schnitt" im folgenden Abschnitt mehr.
Im übrigen möchte ich hier die darstellerischen Leistungen hervorheben. Alle, ausnahmslos alle dieser Leistungen, sind absolut glaubwürdig, was eventuell daran liegen könnte, das nahezu jeder der hier vor die Kamera kommt, kaum bis hin zu keine Schauspielerfahrungen hat(te), was bewusst paradox klingt und auch so wirkt; doch tut dies dem realistischem Spiel der Akteure keinerlei Abbruch - im Gegenteil, es untermauert es sogar, mit einer Substanz die, getrocknet, fester ist als Beton. Hinzukommt das diese Leistungen mit der des Films, welche ich bis hierhin versucht habe darzustellen, und was sogleich fortgesetzt wird, "Hand in Hand" gehen, und es gibt quasi nichts was der Zuschauer lieber sieht, oder?

6.) Schnitttechnische Betrachtung:

Watkins bedient sich hier mehrerer Schnittvariationen, von denen sich bei erster Sichtung nur wenige unterscheiden bzw. hervortun, doch wenn man sich den Film unter diesem Blickwinkel allein anschaut, werden so manche davon gleich sehr viel deutlicher:
Der metaphorische Schnitt: Als auch der Anwalt der die Angeklagten unterstützen soll, einschreitet: "I think we should realize the dangerous degree in which the violence of the students is now being overplayed and the violence of the establishment is being deliberately minimized." Wir sehen vorher das Resultat eines Übergriffes der CG 637 Mitglieder auf einen Scharfschützen, welches 2 Tote zur Folge hat (Den Schützen und 1 CG 637 Mitglied), und währenddessen sowie danach, wieder die Verfolgerperspektive der Polizei.
Der Song des CG 638 Mitgliedes Nancy Smith sowie die dazugehörige Montage ist ein wahres Feuerwerk an Metaphorik: Die Kamera ist auf den Senator: "Celibate ass-lickers / Riding cars made of gold", Schnitt auf Verfolger-P.O.V. eines der National Guard Jeeps: "Taken from the poor they've gathered to their fold / Father Pig leads a flock of sheep. Father Pig makes..." Schnitt auf die übrigen CG 637 Mitglieder die sich sitzend wärmen (aufgrund des gravierenden Temperaturunterschiedes in der Wüste am Morgen im Vergleich zum restlichen Tage) "... ready for the slaughter. Celibate snatch-men / Their rhytm is the way." Schnitt zurück ins Tribunal, auf den Vorsitzenden: "Poor ladies get the babies", Schnitt zu Nancy Smith selbst: "But Father Dick has the say." Unnötig die damals nicht gleichberechtigten Frauen für letzteren Satz als Metapher anzuführen. Hinzukommt die Frage von Nancy Smith "Who's dying? Who's dead that was sitting right here?", gefolgt von einem Schnitt auf 2 Leichen der CG 637. Wie es zu ihrem Tod kam, sowie zum Mord an einem Polizisten auch, wird nicht gezeigt, somit haben wir es hier mit mehreren narrativen Ellipsen zu tun, (zu Ellipsen weiter unten mehr) und dies sind nur 2 Beispiele hierfür; außerdem ist letzteres auch ein Beispiel für den Aktion-Reaktion-Schnitt ((somit vereinigt dieser Schnitt allein also 3 Deutungsvariationen in sich), wofür Beispiele noch folgen) und diese Prozedur reiht sich wunderbar in die Gesamtästhetik des Films ein, und zeigt gleichzeitig ihr tadelloses funktionieren.
Der "Auf den Punkt" Schnitt: Officer Edwards zeigt seinen Leuten wo sie ein Individuum treffen müssen, sollten sie dies als nötig erachten. Watkins schneidet auf die CG 637 die ihren Vorsprung vor der Polizei aufbauen wollen, ein Mitglied dieser Gruppe sagt noch: "I don't think they're trying to kill us." Wieder Schnitt auf Edwards: "Get him in that area, he's going down, he's got to go down and he's gonna go down hurting." Wieder Schnitt auf das CG 637 Mitglied: "I think they're just making it difficult." Dieses spezielle Mitglied sagt auch das er die Möglichkeit in einer Revolution Gewalt anzuwenden nicht nur nicht bedacht habe, sondern auch für unnötig erachte. Doch hinterher ist man immer schlauer, so auch dieses CG 637 Mitglied, welches (in einer herausragenden Sequenz, siehe weiter unten) erschossen wird.
Der Aktion-Reaktion Schnitt: Ein Mitglied der CG 637 sagt: "Everyday you walk outside your house, some guy takes a shot at you, man, some pig in a goddamn uniform." Schnitt zu Edwards, der die Streuwirkung der Schrotflinte vorführt: "Watch the pattern of the buckshot." Schnitt zurück auf CG 637 Mitglied: "And they say "this is democracy"." Schnitt zurück zu Edwards der abdrückt. (Das "takes a shot at you" wird hier anhand dieser Schnittprozedur metaphorisiert, hätte von daher auch unter metaphorischen Schnitt gepasst, und deshalb kann es auch als Klon dieser beiden Schnittpraktika angesehen werden.)
Außerdem: Ein Mitglied der CG 638 sagt "When fired upon, I believe in firing back." Wir sehen als nächstes wie zwei Mitglieder der CG 637 von der Polizei niedergeschossen werden. Weiterhin ist hier die dramaturgische Zuspitzung einzuordnen, denn als ein Polizist von Angehörigen der CG 637 getötet wurde, traten spezielle Maßnahmen ein, die besagen das alle Mitglieder der CG 637 bei Sichtung sofort zu verhaften sind, und falls notwendig, Gewalt anzuwenden ist, und je nach Ermessen auch scharf geschossen werden darf. (Diese Maßnahme unterliegt bloßer Willkür seitens der Polizisten und ist eine wunderbare Bestätigung dessen was ich zuvor via Schopenhauer-Zitat [Liebe und Haß...] anmerkte).
Der non-lineare Schnitt: Watkins springt auch, obgleich selten, auf der Zeitebene hin und her um somit irrwitzige Schnitte zu vollbringen, wie wenn z.B. ein Mitglied der CG 637 niedergeschossen wurde, um ihn danach in verhältnismäßig guter Gesundheit sagen zu hören und sehen: "It's just a matter of staying alive." Desweiteren hören wir verschiedene Meinungen von CG 637 Mitgliedern, die quasi alle nicht-gewalttätiger Natur sind, die in einem Moment sitzen und verschnaufen, und sich im nächsten Moment in "deep space" durch die Wüste schleppen; dies wird kontrastiert mit einem Schnitt auf die Polizeikräfte die ihnen bereits auf den Fersen sind, wobei insbesondere hier die im vorherigen Abschnitt angesprochene Maßnahme der Polizei zu bedenken ist.
Der transzendierende Schnitt: Als von 4 Mitgliedern der CG 637 2 erschossen werden, später noch ein dritter, (ich möchte hinzufügen, während die Kameracrew dabei ist und die Kamera "läuft", sprich "on-screen"), und dies nur weil sie Steine in Richtung National Guard werfen um ihren Frust Luft zu machen, und selbst die Kameracrew in Deckung geht und ein "Cut the Camera. Cut! Cut!" zu hören ist, ist definitiv der Punkt erreicht an dem der Film die so wahnsinnig schwer zu erzeugende Transzendenz vollführt hat. Merkwürdigerweise wirkt dies gerade deshalb so seltsam echt, da dies der einzige Punkt im Film ist, wo auch Watkins selbst nicht wusste, was passiert - der Effekt war keinetwegs kalkuliert, wie alles andere im Film, sondern ein Zufallsprodukt; ein Unfall welcher sich als Segen herausstellen sollte. Hinzuzufügen wäre die Arroganz von Officer Edwards und seinen Leuten, die glauben mit gutem Recht zu handeln, als sie ein Mitglied der CG 637 niederschießen, welches wegzurennen versucht, obgleich dies Unterfangen eine klassische Verzweiflungstat ist, da er eben keine Chance hatte und sprichwörtlich "nowhere to go"; und selbst der Dokumentarist darauf schreit "We've seen this! This is going on NBC!" worauf Edwards zuerst antwortet "I don't give a flying fuck what you've seen. I don't care if you take it and jam it up your ass." um danach hinzuzufügen "As soon as you're through with your little hysterics, we can go on with these proceedings." Besonders in diesem Zusammenhang ist das zweite Zitat des Films "JFK" zu bedenken.
Der elliptische Schnitt: Soeben genanntes Beispiel ist zugleich ein elliptischer Schnitt. Ellipsen, sprich Zeitsprünge die den Verfremdungseffekt bewirken könn(t)en das man meint irgendetwas verpasst zu haben, sind eine ganze eigene Kunst für sich. Sie sind es die von jetzt auf gleich zu Eskalationen in der Handlung führen können (wie auch der non-lineare Schnitt, die sich in ihren Eigenschaften recht ähnlich sind - jedoch einen gravierenden Unterschied beinhalten). Ellipsen sind Straffungen des narrativen Zeitraums und dienen der Darstellung des jeweiligen Zeitrahmens. Vorhergenanntes Beispiel ist insofern ein elliptischer Schnitt das er ebengenanntes vollbringt: In einem Augenblick sehen wir noch 4 Mitglieder der CG 637, die soeben den Scharfschützen "ausgeschaltet" haben und sich hinter einem Felsvorsprung verschanzen, im nächsten Moment haben sie keine Waffen mehr und die Polizei will sie festnehmen, was zu vorhergenannter Eskalation führt. Ein weiteres Beispiel ist die "Militantengruppe" der CG 637 die oben genannten Polizisten getötet haben, was die benannte dramaturgische Zuspitzung zur Folge hat. Nach dem oben genannten Beispiel des metaphorischen Schnittes, welcher sich jedoch, wie schon erwähnt als "Triple-Header" herausstellt, ist hier ein "reinrassiger" elliptischer Schnitt festzustellen als wir von jetzt auf gleich erfahren das 2 Überlebende CG 637 Mitglieder einen westdeutschen Tontechniker als Geisel genommen haben. Wir erfahren nie wie oder wann. Ebenso wenig erfahren wir was der getötete Polizist am Haus wollte, wo man ihn letztlich tötete, was den Stein, so könnte man meinen, ins Rollen bringt, insbesondere wenn man bedenkt das keine Filmminute vorher noch gesagt wird: "Time remaining before the beginning of the police pursuit: 50 minutes".
Die Kunst des elliptischen Schnittes besteht darin, im Gegensatz zum non-linearen Schnitt, dennoch eine Möglichkeit der linear-narrativen Nachvollziehbarkeit sowie Glaubwürdigkeit bestehen zu lassen, was hier jedoch in genannten Beispielen arg strapaziert wird. Der non-lineare Schnitt springt, wie auch der elliptische auf der Zeitachse, nur das letzterer in nur eine Richtung kann, vorwärts; der non-lineare kann quasi zu jeder Zeit in jede Richtung, und deshalb ist die Beherrschung des elliptischen Schnittes soviel schwerer, eben weil seine Auswirkung um so vieles größer ist; bei quantitavier Unterlegenheit im Vergleich zum non-linearen Schnitt, denn letzterer kann sich sozusagen selbst vervollständigen und ggf. korrigieren im Sinne von ergänzen; seine Schlüssigkeit ist also automatisch gegeben.
Der prophetische Schnitt: Als Nancy Smith aufgeregt schreit "You're gonna put a bullet..." schneidet Watkins urplötzlich auf die oben erwähnten 2 Leichen der CG 637 Militantengruppe und nimmt somit vorweg, was demnächst (im Falle der CG 638) erneut passieren könnte. Weiterhin ist dieser besondere Fall ein Hybrid aus den Schnittverfahren "Aktion/Reaktion", "Auf den Punkt" sowie "Ellipse".
Radiodurchsagen: Ein nicht zu unterschätzendes Element des Films sind die Radiodurchsagen. Folgendes Beispiel schließt unmittelbar an eben genannte Sequenz an, und schildert diese somit, wenn man alles vorhergenannte bedenkt, als Bravuravorführung der Intention des Films.
"We Americans are known throughout the world as forward-looking people. The President said the USA is a symbol of progress, of hope and of just and orderly growth". Dies wird fortgeführt mit "B-52 bombers hit guerilla infiltration routes along the Cambodian border north of Saigon today." Das Maß der Ironie, der Realitätsverfemdung sowie Verzerrung dieser seitens der US Regierung - in Betracht der hier gezeigten Geschehnisse - könnte kaum größer sein, und es ist durchaus denkbar das sich beim Zuschauer ein Lächeln, Grinsen oder gar Lachen zeigt bzw. hörbar macht, oder aber das sich blanke Empörung einstellt. (1)
"Punishment Park" ist ein schier unübertreffliches Beispiel dafür was man mit Schnitt erreichen kann, wozu ein Film, in den Händen eines Visionärs in der Lage ist. (2)

7.) Aktion - Reaktion = Teufelskreis:

Man beachte nur einmal die Berufe der Komiteemitglieder: Offizier der US Legion, Senator, Soziologie-Professor, Hausfrau und Vorsitzende der stillen Mehrheit für ein vereinigtes Amerika, Mitglied der Musterungsstelle für Wehrpflichtige (davon sitzen im Tribunal mehrere), Lehrer & Journalist, sowie ein FBI Agent... dies alles ist die Bestätigung dessen, was ich oben bereits anführte, das die Sympathien des Zuschauers wissentlich klar verteilt sind, was man den Film aber nicht ankreiden kann, eben da der - sagen wir mal - vernünftige Mensch, automatisch der "Partei der Angeklagten" angehören wird; und eben dadurch schafft es der Film auch, das man sich aktiv am Geschehen beteiligt, was, diese ganze Konstellation überblickend und im Widerspruch mit der offensichtlichen dramaturgischen Kalkulation stehend, schon ein kleines Wunder ist, oder aber genauer gesagt, es ist lediglich die erfüllte Pflicht des Regisseurs, deren wir hier Zeuge werden. Als Erweiterung von oben angeführter philosophischer Betrachtungsweise gewisser Elemente des Films, folgt hier nun eine psychologische Betrachtungsweise.
In psychologische Begriffe gefasst, ist die USA, im Film vertreten durch das Komitee und die Polizei im Großen und Ganzen, das was Jung die "Kollektivpsyche" nannte. Die "CG 637 & 638" (oder jede vorhergehende und folgende, was dies betrifft) wären demnach Revolutionäre, Rebellen, schlichtweg Aussteiger bzw. Verweigerer jener Kollektivpsyche der sie sich nicht länger anpassen können, da sie ihnen aus diversen Gründen widerstrebt; sie repräsentieren kurzum das was Jung so richtig als "Individuation" bezeichnet. Unter Individuation versteht Jung folgendes:
Carl Gustav Jung hat folgendes geschrieben:
Individuation bedeutet: Zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. Man könnte "Individuation" darum auch als Verselbstung oder Selbstverwirklichung übersetzen.

Ein herausragendes Beispiel hierfür, findet sich via Monolog auch im Film wieder. (1)
Zitat:
The only legimitate thing that I can think of doing is to use my body or well-being, my freedom or life to back up what I say.

Nun befürchtet die Regierung natürlich, genaugenommen sogar zurecht, das sich, wenn sich ersteinmal genügend Individuen zusammengefunden haben, eine "alternative Kollektivpsyche" bilden könnte, die der Regierung u.U. ihre Autorität streitig machen kann, auch "Revolution" genannt (2), und dies wird nun zu unterbinden versucht, mit Hilfe von Strafmaßnahmen, und daher ist der Titel "Punishment Park" so treffend wie nur irgend möglich. Vergessen wir aber nicht das folgende Bruchstück des dieses Review einleitenden Zitats: "without the necessity of evidence" und was hat man: Freiheitsberaubung sowie Verletzung der Unantastbarkeit der Menschenwürde - unter Umständen basierend auf bloßem Hörensagen -, nicht mehr und weniger; ergo kalkuliertes Verbrechen seitens der Regierung - denen doch eben als eines der "obersten Gebote" das Wohlergehen ihrer Bürger am Herzen liegen sollte. Freud sagte es schon so treffend, und deshalb ist es hier auch in voller Länge wiederzufinden:
Sigmund Freud hat folgendes geschrieben:
Bei den Einschränkungen, die sich nur auf bestimmte Klassen der Gesellschaft beziehen, trifft man auf große und auch niemals verkannte Verhältnisse. Es steht zu erwarten, daß diese zurückgesetzten Klassen den Bevorzugten ihre Vorrechte beneiden und alles tun werden, um ihr eigenes Mehr von Entbehrungen loszuwerden. Wo dies nicht möglich ist, wird sich ein dauerndes Maß von Unzufriedenheit innerhalb dieser Kultur behaupten, daß zu gefährlichen Auflehnungen führen mag. Wenn aber eine Kultur es nicht darüber hinausgebracht hat, daß die Befriedigung einer Anzahl von Teilnehmern die Unterdrückung einer anderen, vielleicht der Mehrzahl, zur Vorraussetzung hat, und dies ist bei allen gegenwärtigen Kulturen der Fall, so ist es begreiflich, daß diese Unterdrückten eine intensive Feindseligkeit gegen die Kultur entwickeln, die sie durch ihre Arbeit ermöglichen, an deren Gütern sie aber einen zu geringen Anteil haben. Eine Verinnerlichung der Kulturverbote darf man dann bei den Unterdrückten nicht erwarten, dieselben sind vielmehr nicht bereit, diese Verbote anzuerkennen, bestrebt, die Kultur selbst zu zerstören, eventuell selbst ihre Voraussetzungen aufzuheben. Die Kulturfeindschaft dieser Klassen ist so offenkundig, daß man über sie die eher latente Feindseligkeit der besser geteilten Gesellschaftschichten übersehen hat. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß eine Kultur, welche eine so große Zahl von Teilnehmern unbefriedigt läßt und zur Auflehnung treibt, weder Aussicht hat, sich dauernd zu erhalten, noch es verdient.

Man braucht kein Philosophieprofessor, Psychologe oder Genie zu sein, um die simple Logik dahinter zu verstehen und ihrer Richtigkeit zustimmen zu können. Dies Zitat wird weiterhin durch einen Monolog von Nancy Smith bestätigt, so ist sie es doch die da sagt: "I believe in destroying everything that you stand for, and destroying everything that you're trying to do."
Eine weitere Aktion/Reaktion ist das Aufteilen der CG 637 in vorerst 2, insgesamt aber 3 Gruppen: In Militanten, Semi-Militanten und Pazifisten. Lediglich letztere Gruppe, ist von folgendem auszuschließen; besondere bzw. zumindest gesteigerte Gültigkeit jedoch ist ihr in Bezug auf den Polizeiapparat des Films zuzuschreiben; so sagte Freud doch über den Herdentrieb:
Sigmund Freud hat folgendes geschrieben:
Aber die Masse zeigt, wenn wir sie als Ganzes ins Auge fassen, mehr; die Züge von Schwächung der intellektuellen Leistung, von Ungehemmtheit der Affektivität, die Unfähigkeit zur Mäßigung und zum Aufschub, die Neigung zur Überschreitung aller Schranken in der Gefühlsäußerung und zur vollen Abfuhr derselben in Handlung, dies und alles Ähnliche, was wir bei Le Bon so eindrucksvoll geschildert finden, ergibt ein unverkennbares Bild von Regression der seelischen Tätigkeit auf eine frühere Stufe, wie wir sie bei Wilden oder bei Kindern zu finden nicht erstaunt sind.

Und wieder ist es ein metaphorisches Gleichnis Schopenhauers das die Sache auf den Punkt bringt.
Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nahe zusammen, um durch die gegenseitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wenn nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so das sie zwischen beiden Leiden hin- und hergeworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.


8.) Die Reaktionen auf den Film zur Zeit seiner Veröffentlichung:

"They never knew what hit 'em!" Die USA war allzuoffensichtlich nicht vorbereitet auf Peter Watkins und auf das "revolutionary/subversive cinema", denn man bedenke zu welcher Zeit der Film gedreht wurde, subversive Filme waren die Antwort auf soziale Mißstände, so wie dieser es vorführt, und sie bewirkten entsprechende Reaktionen, sowie man diesen Film mit "Abscheu abstrafte". Aufstände waren keine Seltenheit, die Unfairness, wie auch oben schon erwähnt, war ubiquitär und nun kommt ein Engländer daher, der schon mit vorhergehenden Filmen für Furore sorgte... 1 + 1 ergibt nach wie vor 2.
Wie zu erwarten war, und wie ich eben kurz erwähnte, waren jene Reaktionen alles andere als positiv. Sie waren zu minimum 90% negativ. "Negativ" ist hiermit zu unterteilen in die eigentliche Bedeutung des Wortes, sowie in die erweiterte, was heißen soll: Schockierend. Watkins zeigte Amerika ein Amerika das diejenigen welchen die sich nicht gegen ihr System auflehnen (weil sie dazu keinen Grund sehen, oder in ihm glücklich sind, oder glauben glücklich zu sein oder aus welchem Grund auch immer), so noch nie gesehen haben - und, was man ihnen auch gar nicht verübeln kann -, so nicht sehen woll(t)en. Nur einem Nichtamerikaner kann ein derartig schonungsloser Film überhaupt gelingen. Watkins hielt Amerika einen Spiegel vor, und es erschrack vor seinem eigenen Anblick, ganz nach dem Motto: "Face the ugly truth!" Amerika ist eine Meisterin darin sich in der Weltöffentlichkeit als moderne Cleopatra oder sonst ein antikes Schönheitsideal zu präsentieren, als metaphorisches "Phantom der Oper", und wahrlich und wahrhaftig hat ihr Watkins die Maske abgenommen und als das Phantom der (Welt)Oper demaskiert wie nur wenige (sowohl vor (Godard (1)), wie als auch nach ihm - lediglich Michael Moore kommt hier noch ran (von den mir bekannten!)) es je vollbracht haben.
"Punishment Park" wurde mitunter deshalb so heftig attackiert weil nicht ein einziges Wort im Film positiver Natur bzgl. Amerika ist - und es darf auch keines fallen, da es das gesamte Konzept ruinieren, und somit "per definition" kontraproduktiv sein würde. Es geht hier schlicht und ergreifend um soziale Mißstände. Wie soll man da noch das entsprechende Land loben können, geschweigedenn: warum sollte man dies tun?! Dies wäre heuchlerische Bigotterie, nicht mehr und nicht weniger! (2) Oder, in den Worten eines CG 638 Mitgliedes:
Zitat:
You've spent 50 years evolving a propaganda system that'll take the truth and change it into what you wanna hear. You don't wanna hear shit that's gonna mean you might have to give up something! You don't want it.

Man könnte diesbezüglich durchaus soweit gehen zu sagen das der Film ein Propagandafilm ist (jedoch nicht "antiamerikanisch", sondern "anti-establishment"); und man hätte Recht (3). Dies würde, neben dem vorher bereits geschriebenen verdeutlichen warum es nur ein sehr streng limitiertes Release seinerzeit gab, was auch sehr kurz danach komplett getilgt und warum der Film bisher noch nie im US-TV gezeigt wurde (4). Jedoch, Vorsicht! Nur ein vollkommener Idiot vor dem Herren würde hier denken, das der Film ja nur die USA betrifft, und schlimmer noch, dies damit zu begründen versuchen das die jeweilige Epoche doch schon vorbei sei. Seine Beschränkung auf die USA, eben weil der Film dort spielt, wäre nur ein Pretext; ein dummer und allem voran ein gefährlicher, hervorgebracht von einem kaum vorstellbarem Ausmaß von Ignoranz und offensichtlicher Kurzsichtigkeit; ein "Pretext" dem dann seine Endgültigkeit - die eben nicht der Fall ist - (nicht umsonst fällt im Film sowie hier der kurze Vergleich mit Nazi-Germany & Hitler,) angedichtet wird!
In Robert Altmans schönen Film Nashville fällt diesbezüglich ein hübscher Satz, der meine Aussage unterstreicht:
Zitat:
You're all politics.

Und um im Englischen zu bleiben, sei weiterhin hinzugefügt: wheter you know it or not, wheter you like it or not; wheter you want it or not! Der Film betrifft alle und jeden. Er ist universell, und diese Zutat ist so selten, das selbst das Wort "ephemer" noch hochgradig ungenau ist - und eben genau aus diesem Grunde ist der Film zu lancieren. Er ist mit seinen 87 Minuten ein Pulverfass an Subversion wie es sie pro Dekade oder aller viertel-Jahrhunderte nur einmal gibt - im absoluten Höchstfall!

Fazit:

Fakt ist das "Punishment Park" auf vier Ebenen ist was er ist - auf filmischer Ebene: Ein Zeitdokument von unsagbarer Aktualität und somit gleichzeitig von ebensolcher Zeitlosigkeit, sowie ebenso der vielleicht sogar subversiveste Film der Filmgeschichte. Ein Film der die Methodik des "direct cinema" annimmt und projiziert, sowie teils sogar transzendiert. Auf einer anderen Ebene ist er weiterhin ein Angriff auf das was weltweit als "Demokratie" gilt, indem er zeigt wie leicht sie von einer Regierung missbraucht und aus den Angeln gehoben werden kann - und wie leicht es zu sein scheint, seiner angeblich "unantastbaren Menschenwürde" (1) beraubt zu werden. Auf einer dritten Ebene, ist der Film ein Plädoyer für vielseitige Berichtserstattung und somit ein Angriff auf das was Watkins "Mass-Audiovisual-Media" betiteln sollte (siehe Aufsatz Media Crisis). Auf seiner vierten Ebene ist er eine Allegorie: Die zivilen Opfer in Kriegszeiten sind meist oder gar immer die höchsten, so auch hier, denn die Mitglieder der CG 637 sind Zivilisten, und die Opfer der Polizei. Jene, welche demnach mit "Armee" gleichzusetzen wäre, und auch ist, da auch die National Guard dabei ist, hat verhältnismäßig geringe Opferzahlen, da sie "nur 2" zu beklagen haben. Natürlich sind die Köpfe des Ganzen die Regierungsmitglieder, in diesem Fall die Komiteemitglieder welche in ihrem Zelt sitzen, nach Bedürfnis essen und trinken können und keinerlei Verluste zu beklagen haben, aber auch aufgrund von Borniertheit und oben genannter Schopenhauer'ischer Definition des Eitels keine Einsicht zeigen - sie sind die wahrlich zu bemitleidenden.
Saint Augustine hat folgendes geschrieben:
No man is fit to inflict the Punishment until he has banished hate from his heart.

Man kann den Film lieben (aus Gründen die ich glaube angeführt zu haben) und man kann den Film (aus genau denselben Gründen) hassen; man kann ihn jedoch nicht anschauen und aus dem Gedächtnis verbannen, und dies ist, egal ob man den Film nun hasst oder liebt, unabstreitbar seine größte Qualität!
Das Schlußwort soll jedoch einer der ganz großen Denker haben und geben, da ich finde das es hier wunderbar passt und dem nichts weiter hinzuzufügen ist!
Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Nur sofern es Stoff zum Denken gibt, vermehrt es unsere Einsicht und eigentliches Wissen.


Quellen:
Peter Watkins' Aufsatz: Media Crisis
Carl Gustav Jung: Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewußten
Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse und Die Zukunft einer Illusion
Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung
Franz Kafka: Sämtliche Werke
Kristin Thompson & David Bordwell: Film History: An Introduction. 3rd. Edition/International Edition (Übersicht fachspezifischer Begriffe)

Fußnoten:
1.1 Zumindest ist mir bis heute kein Film in diesem Genre bekannt, den ich auf eine Stufe mit "The War Game" stellen würde.
1.2 Ich zähle Peter Watkins zu meinen Top 10 Regisseuren (und dieser Film ist nur ein Grund dafür); sowie als die #1 in der Kategorie Dokumentation (teils mit (ggf. auch ohne) fiktive(n) Elemente(n)). Desweiteren steht der hier besprochene Film zum Zeitpunkt der "Veröffentlichung" dieser Review auf Platz #2 der Liste meiner Lieblingsfilme.
1.3 Das vermutlich etwas irritierende, kursiv gehaltene "Whoohh, it's gonna get hot - It's gonna get real hot!" ist nicht nur auf den narrativen Rahmen der Wüste bezogen, sondern auch auf die teils sprichwörtlich hitzigen Wortgefechte im Tribunalszelt. Als ich dann Schopenhauer noch am selben Tag weiterlas, fand ich folgendes Zitat, in dem er mein "epigrammatisches Förmelchen" - wenn ich mich dessen rühmen darf - auf die ihn typische Weise gar bestätigt, (dessen ich mich selbstverständlich sehr freue).
Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Der Intellekt, als bloßes Werkzeug des Willens, ist von ihm so verschieden, wie der Hammer vom Schmidt. So lange, bei einer Unterredung, der Intellekt allein tätig ist, bleibt solche kalt. Es ist fast als wäre der Mensch selbst nicht dabei. Auch kann er dann sich eigentlich nicht kompromittieren, sondern höchstens blamieren. Erst wann der Wille ins Spiel kommt, ist der Mensch wirklich dabei: jetzt wird er warm, ja, es geht oft heiß her.

2.1 Die "Formel" "apotropäischer Euphemismus" sowie ihre Deutung ist oben genanntem Buch von C.G. Jung entnommen. Als ich dies laß, wusste ich sofort das ich sie hier mit "einarbeiten" werde.
3.1 Kants Definierung von "Vernünftelei", sowie sie im Schopenhauer-Buch: Die Welt als Wille und Vorstellung II/I abgedruckt ist, lautet:
Immanuel Kant hat folgendes geschrieben:
denn dies besteht eben in einem Subsumieren von Begriffen unter Begriffe, ohne Rücksicht auf den Ursprung derselben, und ohne Prüfung der Richtigkeit und Ausschließlichkeit einer solchen Subsumtion, wodurch man dann, auf längerem oder kürzeren Umwege, zu fast jedem beliebigen Resultat, das man sich als Ziel vorgesteckt hatte, gelangen kann; daher dieses "vernünfteln" vom eigentlichen sophistizieren nur dem Grade nach verschieden ist. Nun aber ist, im theoretischen, sophistizieren eben das, was im praktischen schikanieren ist.

3.2 Sigmund Freuds Essay Die Zukunft einer Illusion ist hierfür ein hervorragendes Beispiel in dem die Religion als Zwangsneurose beschrieben wird.
3.3 Ich habe lang mit mir gekämpft ob ich nun noch einen speziellen neunten Unterpunkt über folgende Thematik bringen soll oder nicht. Der Angeklagten Nancy Smith wird vorgeworfen das ihre Lieder aufrührerisch / staatsgefährdend seien. Dies provoziert wiederum eine eventuelle Argumentation dafür oder dagegen ob Menschen tatsächlich so einfach zu beeinflussen sind (nicht im Film; hier (Und wie Freud oben schon sagte ist der Mensch im "Rudel" wahrlich das, was allgemeinhin als "ein dummes Tier" gilt. Ich gehe hier jedoch vom einzelnen Menschen aus)). Nach besagter Bedenkpause will ich stattdessen nur eine kleine Formel einwerfen, über die man sich dann seinen Teil denken kann. Es heißt schon so richtig: "The picture speaks a thousand words". Es heißt auch so richtig: "Words are Weapons". Nun kombiniere man es und sage "Words are Weapons as are Pictures/Images - just as long as you know that they are weapons which, therefore, should be handled with care and concern, exclusively and respectively. Think before you speak and/or act". (Im Sinne dessen das man sowohl den Aufnahmen der Kamerateams als auch den Liedern von dieser Angeklagten, oder generell ähnlichen Liedern mehr Wirkung andichten kann als sie wirklich haben). Dem jedoch würde widersprechen das die Aufnahmen eine klare Sprache sprechen, und hier wende ich wieder das ein, was ich schon oben sagte: "Eine Dokumentation von Geschehnissen, kann, mit nur ausreichend gefilmten Material im Schneideraum quasi jede Form annehmen, vom Pro bis hin zum Contra". (Hier sei aber auch auf Vermerk 8.3 hingewiesen). Filme, Lieder und andere Medien sollten immer nur als dies betrachtet und in ihrem respektiven Rahmen beurteilt werden. Wenn man aber diese Medien dahernimmt, sie in einem gewissen Zusammenhang (ein)bringt, wie eben die Lieder der Nancy Smith, sie sozusagen (mit subversiven Texten) transzendiert, so ist es schnell geschehen das diese Grenze überschritten wurde und eben jene Medien als staatsgefährdend abgestempelt werden (Das klassische Suchen & Finden des Sündenbocks (Doch hier ist erweiterte Vorsicht von Nöten, denn so schnell wie man diese Dinge überbewerten kann, so leicht kann man sie auch unterschätzen!)). Stellt sich weiterhin die Frage warum sie diese Natura angenommen haben? Die Antwort ist simpel: Es ist das uralte Konzept von Ursache & Wirkung. Diese Prozedur und alles was mit ihr folgt, ist letzten Endes nichts anderes als das berühmte "um den heißen Brei herumreden", denn letzlich ist jeder für seine eigenen Handlungen verantwortlich. Um dies mit einem Zitat aus einem - ironischerweise - Song von Eminem (Who knew) zu bestätigen:
Eminem hat folgendes geschrieben:
[...]that woulda made you get a gun and shoot at a cop. I just said it, I ain't know if you'd do it or not.

Auf etwas sarkastischere Art kam ein weiterer, ähnlicher Kommentar dieses großen Künstlers in dem brillianten Song Sing for the Moment, zum Ausdruck:
Eminem hat folgendes geschrieben:
They say music can alter moods and talk to you. But can it load a gun up for you, and cock it too? Well, if it can than the next time you assault a dude, just tell the judge it was my fault, and I'll get sued.

Bezüglich der Gefahr der Unterschätzung hat Eminem im selben Song einen weiteren, herausragenden Satz verlauten lassen:
Eminem hat folgendes geschrieben:
I guess words are a motherfucker, they can be great, or they can degrade or even worse, they can teach hate.

3.4 Das Zitat von Helvetius ist ebenfalls Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung entnommen.
3.5 Gerade wegen diesem zweiten Zitats Schopenhauers ist es (mir zumindest) nahezu unmöglich, wahrlich und wahrhaftig unparteiisch zu sein, oder anderen derartige Einstellungen zu glauben; es scheint quasi unmöglich nicht in irgendeiner Form voreingenommen zu sein sobald man etwas zu etwas zu sagen hat, oder glaubt zu haben oder gar zu müssen, und dies spiegelt sich - in einem Filmforum ggf. durch Reviews, wie dieser -, auch wieder. Und einzig und allein deshalb schrieb ich im Fazit das man den Film aus denselben Gründen die ich hier anführe lieben oder hassen kann, man muß sie lediglich um 180° drehen, doch möge man bedenken das sich dann das im Review befindliche "Up is down and black is white" auf bizarre Art bewahrheiten könnte/würde... doch dies hieße nichts anderes als Diskussion; bleibt nur zu erörtern und/oder abzuwarten ob sie "kalt" oder "heiß" wird.
4.1 Ich habe bei der zweiten, subtileren Verwendungsmöglichkeit von Kafkas "Kleiner Fabel" ganz bewusst die Katze, im Dienste der Metaphorik, durch Aasgeier ausgetauscht.
5.1 Ich bin selbst ein sehr großer Freund und enormer Bewunderer der Tiefenschärfe.
5.2 Man denke nur an Nicholas Rays schlechtesten (mir bekannten) Film, Bitter Victory.
6.1 In meinem Fall war's alles zur mehr oder weniger gleichen Zeit, wobei die dominierende Gefühlsregung bei quasi jeder Sichtung variiert, was an sich schon ein kleines Kunststück ist.
6.2 Im Grunde verdient jede Tribunalszene eine ausführliche, gesonderte Analyse, da sie auch genügend Stoff dafür abgeben. Doch entspräche dies nicht dem Sinne einer "Filmkritik".
7.1 Ich darf anmerken das jenes Zitat von meinem Lieblingscharakter der CG 637 stammt.
7.2 Siehe z.B. Kairo.
8.1 Godard hat mitunter in 2 or 3 things I know about her, Masculin - Feminin und teils auch in Symapthy for the Devil die USA gekonnt attackiert. Am schönsten gelang ihm dies in letzterem Film mit einer in ihrer Einfachheit, jedoch auch Extremität, schwer zu übertrumpfenden Szene, indem jemand mit Dosenspray die Gleichung an die Wand sprüht: USA = Hakenkreuz.
8.2 Genau nach den Wunschfantasien Hollywoods.
8.3 In Bezug auf Dokumentationen kann (und wird?) man sehr schnell das Wort "Propaganda" in dem Raum schmeißen, und ihm hängt meist ein übler Beigeschmack an (zumal wohl 9 von 10 Personen dabei an Faschismus denken werden). Eine Dokumentation kann, wie schon zweimal gesagt in jede Richtung gehen, und deshalb, so sei hier hinzugefügt, ist es möglich das ihr so oder so das Wort Propaganda angehängt wird, da sie, in aller Regel und auch aller Voraussicht nach entweder die Pro oder Contraseite einnehmen wird. All dies ist abhängig vom jeweiligen Ausgangspunkt des/der entsprechenden Verantwortlichen. Nun kann der propagandistische Gehalt entweder aufdringlich oder subtil sein, objektiv (wohl eher sehr selten, auch in diesem Film bestenfalls in rudimentärem Maße vorhanden) oder subjektiv. Meines Erachtens nach ist "Punishment Park" ein herausragendes Beispiel dessen, was man zu sehen bekommt, wenn all diese - scheinbar unvereinbaren - Intentionen kollidieren und dabei entgegen aller Prognosen nicht voneinander abprallen, sondern miteinander verschmelzen. Hierfür, genau wie bei und für Punkt 3.5. ist insbesondere Schopenhauers Zitat bzgl. Haß und Liebe (Siehe Ende Unterpunkt #3), zu bedenken.
8.4 Was den Eindruck erwecken könnte das die USA ein kleines, verzogenes Kind ist, das man nicht auf seine Fehler aufmerksam zu machen braucht, da es, dickköpfig wie es ist, ohnehin nur seinen Willen kennt und diesen auch - komme was wolle, und seien dies weitere Fehler - durchboxen will und wird: siehe Bush-Regime. Desweiteren sagte auch ein möglicher Vertreiber des Films, warum sie ihn nicht "nehmen" können: "We would have the feds here, within 5 minutes".
Fazit. 1: Die Phrase "unantastbare Menschenwürde" ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedem bekannt und sie ist lediglich das: eine Phrase. Mit viel positiven Sinn aber ohne Bedeutung. Ihre Worte sollen eudämonistisch wirken, Zuversicht spenden; sie sind aber anders ausgedrückt nichts weiter als schöne, jedoch leere Worte.
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bodycounter



Anmeldungsdatum: 29.04.2008
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 07 Jun 2011 00:07    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht.

Ich würde den Film wohl etwas anders bewerten als du, und damit wir etwas Diskussionsstoff haben hier mal ein paar kleine Sachen. In dem Privatinterview mit Watkins, das der DVD-Ausgabe von seinem "La Commune" beilag, erschien er mir wie ein verblendeter, paranoider Pseudo-Theoretiker. In Punishment Park macht sich diese Verblendung, wenn man ihm die Rolle im Film, als er der Dokumentarfilmer selbst, zurechnet, durchaus bemerkbar. Die zwei Parteien, die du ja ausführlich exponiert hast, haben, glaube ich, mehr gemein als dein Text bespricht. Als eine Form des verdinglichten Bewusstseins (um mal ein schon etwas überholtes Paradigma aufzugreifen) erscheinen sowohl die Ansichten der Dissidenten als auch der Polizeikräfte. Was für die einen die "Kommunisten" sind, sind für die anderen "Amerika". In beiden Fällen aber wird mit Begriffen argumentiert, die bloß noch Ausdruck persönlicher Gefühle und Assoziationen sind, die daraufhin vollkommen vage werden und Wut auslösen. Natürlich gibt es aber weder "Amerika" noch "die Kommunisten", die Ausdifferenzierung findet im Rahmen der Filmhandlung wohl keinen Platz, aber das Szenario möchte wohl auch eher das Gegenteil erreichen, nämlich eine Art totaler Repräsentation, indem ein paar Subtypen von "linken" Studenten unterschiedlicher Fasson und andererseits ein paar Subtypen "bürgerlichen" Mittelstands vorgeführt werden. Jeder darf dann vor dem Tribunal sein Mantra aufsagen, sich und die vielen abwesenden Menschen, die ihn in dem unscharfen Begriff konstituieren einmal selbst abfertigen um dann in der suggestiv (NICHT subversiv) geschnittenen Hetzjagd in einer Dramatik ganz unpolitischer Natur aufzugehen.
Der Schnitt kalkuliert schon mit den Urteilen, die sich durch die Eindimensionalität der einzelnen Personen ergeben, und versucht dann, eine grausame Ironie vom Jäger und Gejagten durch eine Bildfolge wie Schießübung/unbewaffneter Flüchtling in der Wüste herzustellen. Aber auch hier wird nur allzu offensichtlich mit einer provozierten Empörung gearbeitet, die den Zuschauer durch die gesamten Ereignisse des Verlaufs begleiten soll. Und wie schon erwähnt beeilt sich Watkins Konzept, die frisch akkumulierte Wut auf die sadistischen/gedankenlosen Militärs, Politiker etc. zu projezieren. Die basalsten Axiome von der Unantastbarkeit des Menschen werden ins Feld geführt, um das archaische Experiment, dass Teil einer Demokratie sein soll, Lügen zu strafen. Dabei wird dann aber getreu der Argumentation, die gesamte realexistierende Demokratie für Hohn erklärt.
Ob der Film die wahrheitgemäße Darstellung für diesen extremen Fall beanspruchen kann, ist schon fast egal, sowohl die Vermittlung als auch der Zweck, der letzendlich vielleicht auch nur die Überlegenheit eines selbsternannten Kritikers exemplifizieren soll, sind ihrer Art nach demagogisch, ausblendend und verzerrend. In der Hinsicht vielleicht den lächerlichen Agitationen eines Michael Moore nicht ganz unähnlich, der aus Kuba das Postkartenparadies macht, das die Werbung für Rum suggeriert, um sein Plädoyer gegen das US-Gesundheitssystem zu verdeutlichen. Schön wärs, wenn Kritik so einfach wäre, weil man selbst der Bessere ist, der die Fehler so offensichtlich und überzeugend beweisen kann; ist es aber nicht.
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BeitragVerfasst am: 17 Jun 2011 07:58    Titel: Antworten mit Zitat

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht.


Ich dachte mir halt ich schulde es dem Film und vielleicht auch dem Forum, mal darzulegen warum der Film von einst 8 Punkten auf 10 stieg und warum ich ihn schon so oft geschaut habe. Wie ich aber weiter unten noch einräumen werde ist mein Text, obgleich ich ihn in der Tat für den besten halte den ich je schrieb, dennoch unzureichend und hat verfrüht das Licht der Welt erblickt. Er war demnach ein "Frühchen" das unbedingt raus wollte. Ich werde aber den Teufel tun ihn nachträglich zu editieren.

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Ich würde den Film wohl etwas anders bewerten als du, und damit wir etwas Diskussionsstoff haben hier mal ein paar kleine Sachen. In dem Privatinterview mit Watkins, das der DVD-Ausgabe von seinem "La Commune" beilag, erschien er mir wie ein verblendeter, paranoider Pseudo-Theoretiker. In Punishment Park macht sich diese Verblendung, wenn man ihm die Rolle im Film, als er der Dokumentarfilmer selbst, zurechnet, durchaus bemerkbar.


Ich habe das Interview nie geschaut, kann von daher nicht direkt darauf eingehen. Den "paranoider Pseudo-Theoretiker" finde ich aber doch schon etwas arg übertrieben. Der Mann vertritt eine/seine Meinung im Bezug auf das was seines Erachtens nach nicht stimmt und dies ist die Darbietung der Medien generell; sprich Nachrichtenbeiträge etc, p.p. die seines Erachtens nach alle nach einem bestimmten Muster zusammengeschnippelt werden um somit eventuell sogar höchstkomplexe Zusammenhänge für "das gemeine Volk" zu destillieren um "den dummen Durchschnittsbürger" begreiflich zu machen, was er, laut Ansicht der jeweiligen Nachrichtenagentur "nur zu wissen braucht". Dies benannte er dann die "Mass-Audiovisual-Media".
Ich räume hier ein, diese Prozedur nie so gesehen zu haben, oder groß analysiert zu haben, wie er es wohl gemacht haben muss, denn eine solche Ansicht entsteht nicht einfach so über Nacht und auch seine Kritik an der Zusammenstellung der Nachrichten, die ja eigentlich das wichtigste des Tages darstellen soll(t)en, finde ich interessant. (Hier füge ich hinzu das ich mich früher schon, noch lang bevor ich je von dem Film gehört habe, das war noch in den 90'ern als ich noch zur Schule ging*, in der Tat fragte "Wer ist für die Zusammenstellung der Nachrichten verantwortlich? Wer entscheidet was Nachrichten sind und wer entscheidet den Grad ihrer Wichtigkeit?" Ich war demenstprechend entsetzt als ich erfuhr das dies teils auf nur 1 Person zurückgeht.) Da ich aber, wie gesagt, das Interview nie gesehen habe, kann ich auf den Vergleich deines Eindrucks eines "paranoiden Pseudo-Theoretikers" den er im Jahr 2000 (auf dich) macht(e) mit seinem Part in "PP" als Dokumentarist leider nicht groß eingehen. Bloß eines sei hier noch hinzugefügt: Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist sehr schmal, und ich bin sicher das du dieser These zustimmen wirst. Für mich ist Watkins deshalb von so großem Interesse, weil er gewisse Dinge die als selbstverständlich erachtet werden, hinterfragt. Das kann ihn dann schonmal den Ruf eines "paranoiden Pseudo-Theoretikers" einbringen, oder schlimmer noch mit Ignorieren abgestraft werden; oder aber seine Worte werden "erhört" und über sie wird nachgedacht. Das heißt allerdings nicht das ich mich von ihm (oder anderen Regisseuren, was dies betrifft) um den Finger wickeln lasse. Hast du seinen Aufsatz "Media Crisis" mal komplett gelesen?

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Die zwei Parteien, die du ja ausführlich exponiert hast, haben, glaube ich, mehr gemein als dein Text bespricht. Als eine Form des verdinglichten Bewusstseins (um mal ein schon etwas überholtes Paradigma aufzugreifen) erscheinen sowohl die Ansichten der Dissidenten als auch der Polizeikräfte. Was für die einen die "Kommunisten" sind, sind für die anderen "Amerika". In beiden Fällen aber wird mit Begriffen argumentiert, die bloß noch Ausdruck persönlicher Gefühle und Assoziationen sind, die daraufhin vollkommen vage werden und Wut auslösen. Natürlich gibt es aber weder "Amerika" noch "die Kommunisten", die Ausdifferenzierung findet im Rahmen der Filmhandlung wohl keinen Platz, aber das Szenario möchte wohl auch eher das Gegenteil erreichen, nämlich eine Art totaler Repräsentation, indem ein paar Subtypen von "linken" Studenten unterschiedlicher Fasson und andererseits ein paar Subtypen "bürgerlichen" Mittelstands vorgeführt werden. Jeder darf dann vor dem Tribunal sein Mantra aufsagen, sich und die vielen abwesenden Menschen, die ihn in dem unscharfen Begriff konstituieren einmal selbst abfertigen um dann in der suggestiv (NICHT subversiv) geschnittenen Hetzjagd in einer Dramatik ganz unpolitischer Natur aufzugehen.


Ich sagte nicht der Schnitt sei subversiv, sonders das Gesamtbild das der Film mitunter durch den Schnitt er- und enthält.

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Der Schnitt kalkuliert schon mit den Urteilen, die sich durch die Eindimensionalität der einzelnen Personen ergeben, und versucht dann, eine grausame Ironie vom Jäger und Gejagten durch eine Bildfolge wie Schießübung/unbewaffneter Flüchtling in der Wüste herzustellen. Aber auch hier wird nur allzu offensichtlich mit einer provozierten Empörung gearbeitet, die den Zuschauer durch die gesamten Ereignisse des Verlaufs begleiten soll. Und wie schon erwähnt beeilt sich Watkins Konzept, die frisch akkumulierte Wut auf die sadistischen/gedankenlosen Militärs, Politiker etc. zu projezieren. Die basalsten Axiome von der Unantastbarkeit des Menschen werden ins Feld geführt, um das archaische Experiment, dass Teil einer Demokratie sein soll, Lügen zu strafen. Dabei wird dann aber getreu der Argumentation, die gesamte realexistierende Demokratie für Hohn erklärt.
Ob der Film die wahrheitgemäße Darstellung für diesen extremen Fall beanspruchen kann, ist schon fast egal, sowohl die Vermittlung als auch der Zweck, der letzendlich vielleicht auch nur die Überlegenheit eines selbsternannten Kritikers exemplifizieren soll, sind ihrer Art nach demagogisch, ausblendend und verzerrend.


In deinem ganzen Posting ist dieser Abschnitt für mich der interessanteste. Du bestätigst, um dies kurz und knapp zu halten, das was ich bei Fußnote 8.3. anmerkte. Aber: Ich halte Watkins für schlau genug auch dies in Betracht gezogen zu haben, und somit seinem Werk bewusst eine Doppelmoral beizulegen was deinem Text ganz schnell den Wind aus den Segeln nimmt. Somit attackiert Watkins nicht nur das offensichtliche sondern auch den darin beinhalteten Subtext und, folgerichtig, auch sein eigenes Werk. Dies halte ich durchaus für denkbar und sogar für realistisch, (ja, sogar für das einzig richtige) - denn warum sollte ausgerechnet sein hier zusammengefügtes Bild-und-Tonmaterial was dann den Namen "Punishment Park" bekam, fern jedweder Kritik liegen; "die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit" sein? Watkins weiß das alles kritisierbar ist, insb. Film bzw. Dokumentation und (dies) nocheinmal umso mehr der Attacke ausgesetzt ist wenn es sich um eine Doku handelt - die eigentlich eine Pseudo-Doku ist -, die obendrein gewisse Zustände in einem Land anprangert, die jedoch universelle Gültigkeit haben. Wo ich dies hier tippe realisiere ich im größerem Maße die Richtigkeit jener Fußnote 8.3. Der Film ist ein ewig und 3 Tage langer Dialog von ebensolcher Aktualität, damals wie heute. In realen Dialogen/Gesprächen kann man sich korrigieren, ergänzen und/oder etwas zurücknehmen; in Filmen geht dies nicht. Derartige Filme sind - im Bestfall - Statements. Daher finde ich es umso interessanter das Watkins hier mit der Doppelmoral arbeitete um somit u.U. sogar den Zuschauer hinters Licht zu führen, jedoch ohne ihm zu sagen "Reingefallen", sondern stattdessen "Pass beim nächsten Mal besser auf". Der Film ist kein Betrug, kein filmischer Taschenspielertrick; er ist ein Musterbeispiel für die Vorführung dessen was passieren kann wenn man genau weiß welcher Mittel man sich bedienen muß um die Zuschauer aufzurütteln; jene können dafür dankbar sein oder wütend werden. Jedoch, viele, denke bzw. vermute ich, sehen an "PP" nur die Oberfläche (Sie ist aber auch ein sehr dicker Nebel aber grade deshalb ist die Suche nach einer versteckten Deutung, jener Doppelmoral soviel offensichtlicher und nötiger, denn ansonsten hätte man reinste Propaganda**) und missen dabei die Möglichkeit einer Doppeldeutung durch angesprochene Doppelmoral und die daraus resultierende alternative bzw. erweiterte Sicht auf die Dinge aus einem anderen Winkel, die Sicht aus der anderen Seite des Spiegelzimmers. Oder, um den letzten Satz aus Watkins Media Crisis zu zitieren: "A 'wide-angle' vision rather than 'tele-objective'." Hauptsächlich wegen dieser kleinen rezitierten Formel und dem was sie im Bezug auf eben geschriebenes ausdrückt, ist es für mich nicht denkbar das "PP" keine Doppelmoral beinhaltet und diese nicht auch zeigt. Es gilt halt nur sie zu finden. Was man dann daraus macht ist eine andere Sache. Diesbzgl., das räume ich ein, ist mein Text wohl ungenügend, nicht ausbalanciert genug und könnte einem dementsprechenden 9. Unterpunkt gut vertragen. Die angesprochene Doppelmoral ist quasi im ganzen Film sicht- und hörbar. Alles was gesagt wird kann widerlegt werden durch alternative Sichtweisen. Die Mantras der CG Mitglieder durch jene der Polizei und Regierung und umgedreht. Jedoch, wie ich im Ausgangstext schon sagte "(Sie) drehen sich mit ihren Argumenten im Kreis; sie sähen ihre Saat auf totem Boden, sie scheinen nicht die gleiche Sprache zu sprechen." Um jene Doppelmoral mal zu vorzuführen: Die Dokumentaristen sind im Zelt auffallend still, in der Wüste gen Ende jedoch ergreifen sie auch Partei, und dies ist das eindeutigste Beispiel für jene Doppelmoral, sowie für die absichtlich-offensichtlich-abgesteckten Sympathien Seitens Watkins, dessen Experiment hier vollends aufgeht in dem er eben die von dir oben angesprochene Wut bewusst auf die Regierungsrepräsentanten projiziert um somit vorzuführen wie einfach die Beeinflussung der Menschen durch Film mit entsprechenden Themen sein kann (Namentlich: Zusammenschnitt einer Dokumentation); was demnach eine technisch-metaphorische Deutung jener Doppelmoral wäre, wobei sein Fungieren als Dokumentarist elementar ist. Versuche den Film mal so zu betrachten... Aufgrund dessen nämlich, meinte ich ja oben auch das "PP" vielleicht sogar der subversivste Film aller Zeiten sei (zumindest ist er der subversivste mir bekannte).

bodycounter hat folgendes geschrieben:
In der Hinsicht vielleicht den lächerlichen Agitationen eines Michael Moore nicht ganz unähnlich, der aus Kuba das Postkartenparadies macht, das die Werbung für Rum suggeriert, um sein Plädoyer gegen das US-Gesundheitssystem zu verdeutlichen.


Hmm. Ich vermute du spielst auf "Sicko" an? Kenn ich noch nicht. Moore habe ich in diesem Text aber auch nur eingefügt weil mir sein "Capitalism: A Love Story" so gut gefiel. Warum dem so ist, ist im Thread der gesehenen Filme vom April oder März nachlesbar, denn diesbzgl. brauchte es keine Beeinflussung meiner Person durch Bild & Ton, da ich ohnehin schon gegen entsprechende Verantwortliche negativ eingenommen war, wie alle die wegen diesen "Personen" ihren Job verloren haben. Moores Dokus scheinen mir auch arg einseitig, aber teils sogar lustig. Watkins Filme hingegen sind das klare Gegenteil dessen und schon allein von daher (für mich) zu bevorzugen.

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Schön wärs, wenn Kritik so einfach wäre, weil man selbst der Bessere ist, der die Fehler so offensichtlich und überzeugend beweisen kann; ist es aber nicht.


Wohl wahr. Man darf mich auch gern aus dem größten Tiefschlaf wecken an dem Tag wenn es keinen Grund mehr zur Kritik gibt, doch brauch ich um meinen Schlaf nicht zu fürchten, denn dies wird nie passieren, da a) der Tag nicht kommen wird, weil b) man es nie jedem Recht machen kann und daraus ergibt sich c) das immer irgendwer irgendwas auszusetzen haben wird. Selbst wenn es der Menschheit mal wirklich richtig gut gehen wird, was schon utopisch ist, wird es immer noch Individuen geben die Grund zur Kritik sehen. Das liegt meines Erachtens nach in der menschlichen Natura, und diese kann man diesbzgl. ohne weiteres mit einem Teufelskreis gleichsetzen. Die Menschen die heut etwas kritisieren und zu ändern versuchen haben Einfluß auf unser aller Leben, ob wir dies nun wollen oder nicht, ob wir es bemerken oder nicht, und sie werden morgen schon als Teufel, Ketzer, Helden oder Märtyrer verschriehen oder gehuldigt werden. Dieser Gedanke ist es auch, der mir dann doch ein klein wenig mulmig werden lässt, doch ist diese Empfindung zum Verstumpfen verurteilt, da ich an den Handlungen Dritter nichts ändern kann.

*: Ich habe mir als Kind viele Fragen gestellt. Viele davon kommen nun immer wieder hoch. Eine z.B. war die was Träume sind. Freud sollte sie ca. 17 Jahre später beantworten Smile
**: Ich will aber auch nicht den Eindruck erwecken den Film eine nicht-existierende Doppelmoral anzudichten nur um der Blamage zu entgehen auf einen (demnach dementsprechenden) Propagandafilm reingefallen zu sein. Es ist aber auch Schade das der Film nicht in den USA gezeigt wird, eben weil man dort nur jene Oberfläche sieht. Das Auge isst bekanntlich mit, und man ist von so mancher Speiße angewidert, die, nachdem man sich ersteinmal überwunden hat sie überhaupt zu probieren, im Nachhinein schnell mal "Delikatesse" gerufen wird. Punishment Park ist genau das. Bei erster Sichtung, vielleicht auch noch bei der 2. und 3. wird man nur jene Oberfläche sehen. Aber einmal macht es - vielleicht - "Klick", und man wird lachen den Kern nicht eher gesehen zu haben, und vielleicht sogar den Verantwortlichen loben, weil er es verstand, trotz aller Präsentation des Kerns an der Oberfläche, den Zuschauer den Wald mit lauter Bäumen verdeckt zu haben, was zu vollziehen denkbar schwierig ist.
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BeitragVerfasst am: 17 Jun 2011 09:41    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich gebe gern zu, mich genug von dem Film agitiert haben zu lassen, um ihn in meiner ersten Antwort so zu zerreden. Wenn du mit Doppelmoral meinst, dass der Fanatismus aller Beteiligten durch ihre Rolle im Film als solcher sichtbar wird, hätte ich aber Probleme, PP diese Reflexion zu konzedieren. Schließlich ist die Bewertung der Akteure, egal in welchem Zusammenhang, immer unter mehreren Gesichtspunkten möglich. Irgendein Propagandafilm wird mir auch neben der intendierten Aussage die Nachricht kommunizieren, dass diese Aussage eine einseitige ist. Aber diese Leistung, die der Zuschauer erbringt, ist auch in Punishment Park keine, die vom Film selbst ausgeht. Vielmehr hatte ich immer das Gefühl, dass der Film dazu anregt für die Verfolgten Partei zu ergreifen, und weil er stark darum bemüht ist, die universale Gültigkeit seiner beiden antagonistischen Gruppen durch ihre vollwertige Repräsentation zu legitimieren, ist es eben diese Repräsentation die kritisiert werden muss, weil sie ein Zerrbild wiedergibt, um mit den Gefühlen des Zuschauers zu arbeiten. Die Doppelmoral als Sichtbarmachung der aporetischen Situation müsste also schon bei der Konzeption des Films einsetzen, bei der Ausarbeitung und Darstellung der gegensätzlichen Meinungen. Und hier, scheint mir, hat Peter Watkins einfach auf den Konflikt vertraut anstatt seine Protagonisten auszudifferenzieren.
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BeitragVerfasst am: 17 Jun 2011 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.


Na aber. Dazu wird doch diskutiert, oder? Es ist halt bloß ein wenig ärgerlich das ich daheim kein Internet habe und der hier entstandene Dialog zwischen uns somit ein klein wenig schleppend vorangeht...

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Ich gebe gern zu, mich genug von dem Film agitiert haben zu lassen, um ihn in meiner ersten Antwort so zu zerreden. Wenn du mit Doppelmoral meinst, dass der Fanatismus aller Beteiligten durch ihre Rolle im Film als solcher sichtbar wird, hätte ich aber Probleme, PP diese Reflexion zu konzedieren. Schließlich ist die Bewertung der Akteure, egal in welchem Zusammenhang, immer unter mehreren Gesichtspunkten möglich. Irgendein Propagandafilm wird mir auch neben der intendierten Aussage die Nachricht kommunizieren, dass diese Aussage eine einseitige ist. Aber diese Leistung, die der Zuschauer erbringt, ist auch in Punishment Park keine, die vom Film selbst ausgeht. Vielmehr hatte ich immer das Gefühl, dass der Film dazu anregt für die Verfolgten Partei zu ergreifen, und weil er stark darum bemüht ist, die universale Gültigkeit seiner beiden antagonistischen Gruppen durch ihre vollwertige Repräsentation zu legitimieren, ist es eben diese Repräsentation die kritisiert werden muss, weil sie ein Zerrbild wiedergibt, um mit den Gefühlen des Zuschauers zu arbeiten. Die Doppelmoral als Sichtbarmachung der aporetischen Situation müsste also schon bei der Konzeption des Films einsetzen, bei der Ausarbeitung und Darstellung der gegensätzlichen Meinungen. Und hier, scheint mir, hat Peter Watkins einfach auf den Konflikt vertraut anstatt seine Protagonisten auszudifferenzieren.


Natürlich kann ein stinknormaler Propagandafilm die selbe Wirkung erzielen, dir einzuhämmern das seine Message einseitig ist, was sie in 9 von 10 P-Filmen auch immer sein wird. Und ja, du hast Recht, der Zuschauer muss diese Leistung die du hier ansprichst selbst erbringen, der Film kann sie nicht solo erzielen, doch das nenn ich nun wieder "Interaktive Anteilnahme am Geschehen seitens des Zuschauers", was ich denkbar selten erlebt habe, und er bei mir eben durch seine bewusste oberflächliche Einseitigkeit erzielte, die ich eben durch jene geschickte Doppelmoral seitens Watkins - die sich nur im Hirn des Zuschauers abspielt und erkennbar macht -, wenn man den Film mal genauer unter die Lupe nimmt, für keinetwegs zu unterschätzen halte. Im Klartext: Der Film regt zum oben bereits angesprochenen Suchen nach heuristischen Deutungen an, was ich von keinem anderen derartigen Filmen sagen kann. Moores Werke sind zu einseitig, da sind wir uns wohl einig, da kann ich noch so sehr suchen, ich seh nur seine Sicht der Dinge und das ist nichtmal Polemik, aber im Fall von "PP", nun da wird mir zumindest doch Interpretationsraum gegeben, Raum zum Nachdenken, zur Entwicklung einer Meinung, und deshalb, body, schätze ich den Film so sehr.
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BeitragVerfasst am: 19 Jun 2011 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Mir scheint dein gesamter Text aber doch, gerade eben weil er gänzlich zur "Doppelmoral" (ein Wort das ich jetzt mit "Ambivalenz", in hinsicht auf die Aussagen überhaupt ersetzten möchte) schweigt, eben sehr eng Watkins offenbarer Argumentation zu folgen, denn genau diese zeitigt Aussagen wie die, dass PP einer der subversivsten Filme aller Zeiten ist, dass er die Demokratie in Frage stellt etc. Letzendlich, sind das doch alles Aussagen, die das Geschehen selbst trifft. Würde man die Konzeption des Films grundsätzlich in Frage stellen, wäre damit auch seine subversive Kraft in einem relativen Verhältnis gebannt; vielmehr wäre es ein Film über die Möglichkeit von radikaler Kritik und Subversion, die hier, wie ich anfangs schon bemerkte, mit einem hysterischen Filmemacher und seiner agitierenden Dramatik gegen die Wand fährt.
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BeitragVerfasst am: 29 Jun 2011 15:56    Titel: Antworten mit Zitat

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Mir scheint dein gesamter Text aber doch, gerade eben weil er gänzlich zur "Doppelmoral" (ein Wort das ich jetzt mit "Ambivalenz", in hinsicht auf die Aussagen überhaupt ersetzten möchte) schweigt, eben sehr eng Watkins offenbarer Argumentation zu folgen, denn genau diese zeitigt Aussagen wie die, dass PP einer der subversivsten Filme aller Zeiten ist, dass er die Demokratie in Frage stellt etc. Letzendlich, sind das doch alles Aussagen, die das Geschehen selbst trifft.


Das ist sicher richtig. Ich sagte ja, der Text könne eine Erweiterung/Ergänzung gut vertragen - diese wird aber nicht kommen.

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Würde man die Konzeption des Films grundsätzlich in Frage stellen, wäre damit auch seine subversive Kraft in einem relativen Verhältnis gebannt; vielmehr wäre es ein Film über die Möglichkeit von radikaler Kritik und Subversion, die hier, wie ich anfangs schon bemerkte, mit einem hysterischen Filmemacher und seiner agitierenden Dramatik gegen die Wand fährt.


Das Spiel kann man in Bezug auf jeden halbwegs subversiven Film treiben. Man muss doch nur, wie du ja schon geschrieben hast, seine Konzeption in Frage stellen. Die Konzeption Watkins' resultiert, wie ich weiter oben schoneinmal schrieb in einer filmischen Aussage (wie dies jeder Film tut, der es drauf anlegt etwas auszusagen (das jüngste Bsp. hierfür ist u.a. meine eigener kleiner "Distortion")) und am Ende hat man folgendes: Ein filmisch-lukullisches Festmahl für den einen, ein Häufchen filmische Scheiße auf einem Goldteller serviert, für den anderen. Und um dies nocheinmal mit dem großen Arthur Schopenhauer zu bestätigen:

Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Liebe und Haß verfälschen unser Urteil gänzlich: an unsern Feinden sehen wir nichts, als Fehler, an unsern Lieblingen lauter Vorzüge, und selbst ihre Fehler scheinen uns liebenswürdig. Eine ähnliche geheime Macht übt unser Vorteil, welcher Art er auch sei, über unser Urteil aus: was ihm gemäß ist, erscheint uns alsbald billig, gerecht, vernünftig; was ihm zuwider läuft, stellt sich uns, im vollen Ernst, als ungerecht und abscheulich, oder zweckwidrig und absurd dar.


Niemand wird es je schaffen einen Film zu drehen, wo es nicht wenigstens einen gibt, der nicht irgendwas daran auszusetzen hätte, wie ich auch weiter oben schon schrieb (bloß war es da auf die Allgemeinheit aller Dinge bezogen, worunter sich auch Film einzuordnen hat). Und man kann noch sehr diskutieren, argumentieren, irgendwann:

Immanuel Kant hat folgendes geschrieben:
[...]wodurch man dann, auf längerem oder kürzeren Umwege, zu fast jedem beliebigen Resultat, das man sich als Ziel vorgesteckt hatte, gelangen kann[...]


Andererseits bin ich auch ein starker Befürworter (und tu' es auch selbst) jener die alles und jeden hinterfragen und selbst entscheiden was sie nun glauben (wollen bzw sollen). Worauf diese Entscheidungen dann fruchten, ist etwas völlig anderes; jedoch "etwas anderes" von immenser Wichtigkeit. Doch laß uns ruhig weiter diskutieren; ist interessant Smile Du deutest also an, das Punishment Park durchaus subtiler hätte sein können, oder gar müssen - falls ich das Recht verstanden habe. Freilich ist er nicht gerade subtil - im Gegenteil. Aber meine etwas andere Deutung durch die erwähnte "Doppelmoral" (die sich nur im Kopf des Zuschauers abspielt (Zeig mir einen Film, wo sie "mitkommt" und derart subtil ist, denn hier ist IMO das Gegenstück zur beinahe-radikalen Offenheit, in diesem Sinne aber gleichzusetzen mit Einseitigkeit des filmisch dargebotenen (was geschickt durch scheinbar oberflächliche Pro/Kontra Aussagen verwoben und tuschiert wird) zu finden) ist zugleich ein intensives "In Frage stellen" von allem gezeigten. Es ist gut möglich, das der Film genau dies intentiert hat. Genauso gut ist es möglich das ich ihn zuviel zu Gute kommen lasse; falls ja, dann aber nicht, wie oben schon erwähnt, um den Versuch zu unternehmen zu tuschieren auf einen - demnach - offensichtlichen Propagandafilm reingefallen zu sein, sondern viel eher um aufzuzeigen, was der Film auf meine Ansicht bzgl. seiner Selbst angestellt hat - mich nachdenklich werden lassen; wie kaum ein anderer Film in den letzten Jahren. Und dies, da wirst du bestimmt zustimmen, ist den Film hoch anzurechnen. So oder so ist der Film, hinzukommend zu seiner Subversität, im höchsten Maße gefährlich; jedenfalls wenn man ihn bare Münze nimmt; was man ohnehin nicht tun sollte, wie im ersten Satz dieses Absatzes schon beschrieben. Andererseits versuche ich mir grade vorzustellen, wie "PP" ausgesehen hätte, wenn seine Botschaft ähnlich offensichtlich-subtil ausgefallen wäre, wie die von Jan Nemecs wunderschönem The Party and the Guests. Auch dieser Film gilt als gefährlich; sogar als einer der gefährlichsten Polit-Filme aller Zeiten, wenn man gewissen Quellen Glauben schenken darf, und dennoch ist er nichts desto trotz ein Meisterwerk in vielerlei Hinsichten, u.a. auch in Puncto Kinematografie. Find' ich zumindest. Hätte man nun dessen Konzept umgedreht, wer weiß wie er ausgehen hätte. Und da haben wir's auch schon, body: Hätte!

Zitat:
Hätte, hätte, hätte... Hat man aber nicht!


Wir können uns auch gern über die Möglichkeiten des "Was wäre wenn" unterhalten... In Bezug auf Film bin ich ein großer Freund dieses Konzepts; in Bezug auf einen Film aber der mit dem Konzept aber auch rein gar nichts am Hut hat, wäre dies bloße Zeitvergeudung, da der Film ist wie er ist, und daran können wir nichts ändern; wir könnten bestenfalls spekulieren und selbst jene Spekulationen könnten (und würden sich wahrscheinlich auch) als nicht nur halt- sondern auch belanglos erweisen. Und ich für meinen Teil möchte dies auch nicht tun,. denn dies wäre die Umsetzung einer Diskussion des "Hätte". Also, so schlage ich vor, bleiben wir bei den Fakten.
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bodycounter



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BeitragVerfasst am: 30 Jun 2011 08:52    Titel: Antworten mit Zitat

Wie gesagt, die Konzeption legt schon alles an, die demagogische, emphatische Botschaft, die der Film stark macht. Das Konzept sind zwei Seiten, die sich jeweils durch ein paar repräsentativ klingende Spruchformeln selbst vertreten und dann Willkür, Grausamkeit und totale Ignoranz auf der Menschenjagd durch die Wüste. So gibt Watkins keine Chance, hinter dem Geschehen zurückzutreten, entscheidet einfach zugungsten der einen Partei und erzeugt Hass auf die andere. Und da beide ohnehin nur schnell zusammenkonstruierte Gruppen sind, können sie den Anspruch, zu vertreten, auch nicht einlösen.

Aber ich habe dir ja schon geschrieben, dass ich den Film trotz allem nicht schlecht oder verachtenswert finde, er hat in mir ebenso starke Gefühle ausgelöst, diese haben nun nur gegen ihn selbst gekehrt.
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BeitragVerfasst am: 30 Jun 2011 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Wie gesagt, die Konzeption legt schon alles an, die demagogische, emphatische Botschaft, die der Film stark macht. Das Konzept sind zwei Seiten, die sich jeweils durch ein paar repräsentativ klingende Spruchformeln selbst vertreten und dann Willkür, Grausamkeit und totale Ignoranz auf der Menschenjagd durch die Wüste. So gibt Watkins keine Chance, hinter dem Geschehen zurückzutreten, entscheidet einfach zugungsten der einen Partei und erzeugt Hass auf die andere. Und da beide ohnehin nur schnell zusammenkonstruierte Gruppen sind, können sie den Anspruch, zu vertreten, auch nicht einlösen.


So wie du dich wiederholst, muss ich mich wiederholen: Eben aufgrund der Tatsache das man alles im Film gegen sich selbst drehen kann, wie du das ja auch tatest, ist er schonmal ein klarer Kandidat um über ihn zu diskutieren, was wir ja auch fleißig tun. Ich sehe halt nur mehr am Film als du, so scheint es. Was ich, wie du sagen könntest wenn du bös wärst, den Film andichte (Seine Doppelmoral), so könnte ich sagen, wenn ich bös wär, sprichst du den Film ab, durch blankes nicht (an)erkennen. Und, was ich besonders ironisch finde ist folgendes, und hier will ich mal meinen eigenen Text rezitieren:

Zitat:
Beide Parteien [...] drehen sich mit ihren Argumenten im Kreis; sie sähen ihre Saat auf totem Boden.


Mit Parteien meine ich uns beide. Dies nun aber wiederum Watkins sozusagen "prädestinierter Intention" zuzuschreiben, wäre dann wohl doch ein wenig zu viel des Guten... Freilich sah ich am Anfang auch "nur" einen Angriff auf gewisse Institutionen Amerikas, doch mittlerweile, wie ja nun unschwer zu erkennen sein sollte, sehe ich doch noch so manch anderes darin. Und schon deshalb, sowie der Tatsache das ich den Film für diese Besprechung 6 mal in 6 Tagen geguckt habe (inkl. gute 10 mal zuvor) und seiner einfach nicht müde werde, und nun, dank der von mir "angemerkten" Doppelmoral noch mehr zum Interpretieren habe, ist er mir die 10 Punkte mehr wert als je zuvor.*

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Aber ich habe dir ja schon geschrieben, dass ich den Film trotz allem nicht schlecht oder verachtenswert finde, er hat in mir ebenso starke Gefühle ausgelöst, diese haben nun nur gegen ihn selbst gekehrt.


Das ist deutlich rauslesbar.

* = Ich könnte es sogar verstehen wenn sich jetzt durch diesen Text das Bild des "Lesens im Kaffeesatz" vorm inneren Auge des Lesers erzeugt hat.
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bodycounter



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BeitragVerfasst am: 30 Jun 2011 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich sehe halt nur mehr am Film als du, so scheint es. Was ich, wie du sagen könntest wenn du bös wärst, den Film andichte (Seine Doppelmoral), so könnte ich sagen, wenn ich bös wär, sprichst du den Film ab, durch blankes nicht (an)erkennen.


Nur um ein bisschen Ordnung zu behalten, von der Doppelmoral sprichst du seitdem ich in meiner ersten Nachricht auf die anscheinende Ignoranz der Konzeption hingewiesen habe, was du umbenannt hast, was in deinem Essay nicht auftaucht, spreche ich der Rezeption des Films keineswegs ab. Aber ihm selbst. Um diese Diskussion mal zum Punkt zu bringen, worin besteht die Doppelmoral abgesehen von dem bereits gesagten, und was siehst du daran weiterhin mehr als ich?
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BeitragVerfasst am: 02 Jul 2011 07:00    Titel: Antworten mit Zitat

bodycounter hat folgendes geschrieben:
Um diese Diskussion mal zum Punkt zu bringen, worin besteht die Doppelmoral abgesehen von dem bereits gesagten, und was siehst du daran weiterhin mehr als ich?


Jene Doppelmoral die ich mit dem Bsp. des filmischen Endes erwähnte, darlegte, hat und findet ihr einzig-auffälliges, wahrhaft sichtbares Beispiel bereits im genannten Ende. Alles andere ist Kopfarbeit. Ich für meinen Teil fragte mich, nach o.g. Anzahl von Sichtungen des Films, warum ausgerechnet hier die Kameracrew laut wird, und die Antwort ist offensichtlich. Wurden sie doch zunächst Zeuge von "On-Screen"-Morden (und auch da werden sie schon laut, was menschlich richtig ist) ist auch in ihnen der Faden der Distanz gerissen, die ein Kamerateam stets behalten und repräsentieren sollte, wie das ja im Zelt auch getan wird, denn dort wird bei aller Ungerechtigkeit, Fessel-und-Knebelei kein einziger Ton gesagt. Dies beides nebeneinanderbetrachtet ist eine wunderschöne Metapher für das Schopenhauerzitat

Arthur Schopenhauer hat folgendes geschrieben:
Der Intellekt, als bloßes Werkzeug des Willens, ist von ihm so verschieden, wie der Hammer vom Schmidt. So lange, bei einer Unterredung, der Intellekt allein tätig ist, bleibt solche kalt. Es ist fast als wäre der Mensch selbst nicht dabei. Auch kann er dann sich eigentlich nicht kompromittieren, sondern höchstens blamieren. Erst wann der Wille ins Spiel kommt, ist der Mensch wirklich dabei: jetzt wird er warm, ja, es geht oft heiß her.


Ich finde dies Zitat hier deshalb so passend, weil: Wenn ein Kamerateam stets distanziert zu Werke geht, wie ich selbst sagte, das sie es tun sollten, so mutieren sie, nach dieser Rechnung gehend, zum personifizierten Intellekt. Und was Intellekt ohne Wille ergibt, hat A.S. ja schon so richtig auf dem Punkt gebracht. Watkins vollführt hier, wie im seperaten Unterpunkt 6 (Schnitt) mehrfach dargelegt, viele schnitttechnische Glanzleistungen die genau diese, eben benannte Prozedur vollführt, und dies kann man mögen oder auch nicht. Es wird ja auch gesagt es gäbe mehrere Kamerateams im "Film", was offensichtlich dargestellt wird. Nun könnte man sagen das die Crew im Zelt Zeuge der Theorie wird, hitziger Theorie zwar, aber "nichts wird so heiß gegessen wie's auf dem Tisch kommt". Die Crew in der Wüste hat nach eben genannten Szenarien eine etwas andere Ansicht der Dinge, so wurden sie Zeuge der Praxis, und ein jeder weiß das Theorie und Praxis stets 2 Paar Schuhe sind. Hier trifft nun jener Zustand überdeutlich ein, den du als Hetzerei der einen Seite gegen die andere bezeichnen könntest, was du ja auch tatest. Sicher richtig, aber aus diesem ganzen Filmmaterial eine klar definierbare, unparteiische Doku zu machen erweist sich nach all den vorgefallenen Ereignissen als unmöglich, und so könnte man leicht dazu neigen dir wahrhaft zuzustimmen, doch hier nun kommt für mich der Fakt hinzu das ich Watkins Filme nie als einseitig empfand, das ich seine "Media Crisis" laß und sozusagen darum weiß, das wir hier einen Kritiker der Einseitigkeit haben, ein Jemand der für fundierte, vielschichtige Analyse des jeweiligen Themas steht (Dies wäre hier die Dokumentation an und in sich), und vielleicht auch nur darum, sehe ich hier die Zutat X (Doppelmoral der Filmmacher und des Films an sich) so stark hervortreten und dies wiederum verhindert eine "Verurteilung" des Films als Einseitig, meinerseits. Ich glaube einfach nicht daran, um das etwas anders zu formulieren, das Watkins hier nicht ein oder zwei Asse im Ärmel behielt die es herauszukristallisieren gilt, und ich denke mal, ich liege da mit meiner Vermutung vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Eben wegen seiner Kritik der einseitigen Recherche kann und ja, will ich es nicht wahrhaben das er hier doch selbst nur Einseitigkeit praktiziert. Das könnte man nun eigentlich schon Sinnandichtung nennen. Okay. Ich nenne es Auseinandersetzung seines Schaffens mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, einschl. jenes Aufsatzes "Media Crisis". Und warum tu ich das für ihn aber nicht für andere? Gute Frage... Der Fairness halber müsste man es eigentlich tun, tun aber wohl nur sehr wenige (Ich selbst auch nicht).
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