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Überlegungen anlässlich einer Filmwirtschaft in der Krise

 
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Apr 2009 18:09    Titel: Überlegungen anlässlich einer Filmwirtschaft in der Krise Antworten mit Zitat

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Zuletzt bearbeitet von cinéphile am 05 Apr 2012 11:08, insgesamt einmal bearbeitet
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 27 Apr 2009 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube, dass die Krise gar nicht mal so schlecht für die Kreativität ist. Sollen die Filmemacher doch mal ihren Krips zusammennehmen und ein paar kleine, schnittige filmische Sprengsätze basteln, die den Nerv treffen. Die Leute scheinen verlernt zu haben, dass auch Filme jenseits der Superproduktionen à la Gallenberger möglich sind. Schafft die Lolas ab, greift euch eine Kamera und geht zurück zu den Wurzeln! Und die heißen immernoch Bewegtbild und Ton. Warum nicht mal in Zeiten der Krise in die Fabriken gehen und Stimmungen einfangen, wie es damals immerhin die Medvedkine-Gruppen im Frankreich der 70er getan haben. Ich glaube, die Krise bietet da ein Füllhorn an Ideen. Die Krise empfinde ich also nicht als Problem, sondern als Chance für das Kino, sich endlich mal wieder zu erneuern.
_________________
"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 27 Apr 2009 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

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Zuletzt bearbeitet von cinéphile am 05 Apr 2012 11:08, insgesamt einmal bearbeitet
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 27 Apr 2009 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ingo hat folgendes geschrieben:
Du schreibst allerdings, dass sich das Kino erneuern soll, die Filmer aber wieder (wie in den 70ern) zurück zu Bewährtem steuern sollten Question Widerspricht sich das?

Nicht unbedingt. Ein Rückblicken auf formelle Mittel von damals kann nicht schaden, genauso wie Rohmer kürzlich von einer Rückkehr zum Klassizismus/retour au classicisme gesprochen hat. Man muss damit nur aktuelle Probleme aufgreifen, das heißt ja nicht, dass wir alle Fehler von damals wiederholen müssen. Ich meine damit, die Schauklappen abzulegen und völlig unbefangen zu filmen. In dieser Hinsicht können wir in der Tat viel von den alten Stummfilmen lernen. Ungefähr demselben Erfindungsreichtum und Begeisterung, mit der damals Fritz Lang zum ersten Mal einen Regenbogen im Film gezeigt hat, sollte man ans Werk gehen.

Ingo hat folgendes geschrieben:
Ich persönlich fände das schon interessant, frage mich aber, ob die Menschen heutzutage, also in Zeiten der kollossalen Medienhektik, noch Interesse daran hätte, Leuten in der Fabrik zuzusehen. In den 70ern mag das noch eher gegriffen haben. In den heutigen Zeiten brauchen die Menschen alle paar Minuten neue Infos über irgendwelche total belanglosen Sachen, oder?

Ob zu einer Idee, wenn man restlos davon überzeugt ist jemand Lust hat, ist egal; wichtig ist, dass sie umgesetzt wird. Sie muss einen jagen und immerfort verfolgen, dann ist es erfahrungsgemäß auch die richtige. Einer zunehmenden Hektik (obwohl es die damals auch schon gab) mit nochmehr Hektik begegnen zu wollen halte ich für falsch. (Wie sagte Herzog mal zu Coppola: "Wo ist die Ruhe in deinen Filmen?")

Ich bin dagegen eher ein Verfechter des genau passenden Bildes, ob dies nun langsam oder hektisch ist, sei gleich. Fassbinder hat solche Momente schaffen können, etwa wenn er vom Tod des Arbeiters am Anfang von MUTTER KÜSTER berichtet. Seine Filme sind mir dann aber oft zu zäh und oft auch konventionell weil er viel zu schnell gedreht und geschrieben hat.

Ich bin nicht der Meinung, dass wir ständig neue Informationen brauchen. Es ist dagegen so, dass wir jahrelang daran gewöhnt worden sind, uns mit scheinbaren, vorgefertigten Wahrheiten abzugeben statt selber nachzudenken und etwa das Gespräch mit anderen Leuten außerhalb des Wohnzimmers zu suchen. Das Fernsehen fungiert da als ein Medium, dass dem Zuschauer immer und in allen Belangen Recht gibt, es wird ihm kaum widersprechen.

Um die heutige komplexe und sich ständig verändernde Welt zu begreifen hilft meiner Meinung nach nur ein kräftiger Blick durch Kaleidoskop: das bringt zunächst Abstand, dann aber auch mehrere Sichtweisen auf dasselbe Thema. Prinzipiell ist da die perfekte filmische Form dazu schon gefunden, nämlich die Montagetechnik wie sie Godard und Alexander Kluge jeder auf verschiedene Weise verwenden. Kluge bewundere ich da sehr, nur leider läßt der Interviewer Kluge zu selten den Filmer Kluge zu Wort kommen. Alles müsste filmisch noch viel ausgefeilter sein, etwa wie bei Murnaus 'Sunrise' oder Wertow.

Dass diese Art Film natürlich nicht von der Mtv-Generation rezipiert werden wird ist klar: es schmerzt, wie ein Vampir den Spiegel vorgehalten zu bekommen und darin nur heiße Luft zu erkennen. Da flüchtet man sich lieber in Zerstreuung und verschiebt die heilende Selbstanalyse auf später, bis es dann zu spät ist und man sich nur noch von einer Fehlentscheidung zur nächsten hangelt.

Aber das ist ja das ganze Problem der Finanzkrise: diese Leute, die oberflächlich ihr Leben führen und jahrelang darin bestätigt worden sind. Ohne ein Mindestmaß an Verantwortung geht es eben nicht, und das sollte auch ein Filmemacher leben, wenn er die privilegierte Stellung hat, drehen zu dürfen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man mit 19 auf die Filmhochschule gehen kann, dann soll das Abschlußwerk bitteschön auch die unbedingte künstlerische Notwendigkeit des Filmemachens widerspiegeln.

Ich glaube, dass es für derart authentische Filme dann auch ein Publikum gibt. Und wenn dann doch irgendwann mal die große Abrechnung kommt, kann keiner sagen, man hätte es nicht versucht.
_________________
"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub


Zuletzt bearbeitet von Dr. Strangelove am 28 Apr 2009 07:13, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Sebastian



Anmeldungsdatum: 03.03.2005
Beiträge: 540
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 27 Apr 2009 22:05    Titel: Antworten mit Zitat

Mal wieder ein Super-Post, Dr., die eigenen Gedanken von jemand anderem ausformuliert zu lesen, ist immer eine Freude. Mit Andreas Kluge ist aber scho der Alexander gemeint, oder?
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 27 Apr 2009 23:15    Titel: Antworten mit Zitat

Sebastian hat folgendes geschrieben:
Mit Andreas Kluge ist aber scho der Alexander gemeint, oder?

Klaro, ist schon korrigiert. Embarassed
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 28 Apr 2009 06:19    Titel: Antworten mit Zitat

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Zuletzt bearbeitet von cinéphile am 05 Apr 2012 11:09, insgesamt einmal bearbeitet
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Der Mann mit dem Plan
Gast





BeitragVerfasst am: 28 Apr 2009 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

Dr. Strangelove hat folgendes geschrieben:
Es ist nicht selbstverständlich, dass man mit 19 auf die Filmhochschule gehen kann, dann soll das Abschlußwerk bitteschön auch die unbedingte künstlerische Notwendigkeit des Filmemachens widerspiegeln.


Mit 19 ein Filmstudium zu beginnen, kann gar nichts Gutes für den Menschen/Filmemacher bedeuten. Cool

Ich stimme dem Doc da größtenteils überein. Nur bin ich, ehrlich gesagt, die Prophetie von der Krise und dem Phoenixaschenkokolores etwas müde. In jeder Krise steckt eine Chance, in jeder Chance steckt eine weitere, nämlich die des Verpassens dieser.

Dass Aufbruchszeiten immer uninteressanter sind, als die Latenz davor, das muss man eben auch erst mal erkennen und sich nutzbar machen als Filmemacher. Und wenn Werke wie JOHN RABE den Filmpreis bekommen, ist das doch mehr Geschenk für den Filmemacher. Sich gegen etwas auflehnen zu können, sich gegen etwas behaupten und abarbeiten zu können, birgt doch viel Energie in sich. Feindbilder gibt es doch cineastisch mal wieder viel.

Ich geh das gelassen an, und schau, was die Zukunft der Filmindustrie und mir bringt. Ich habe gerade das Gefühl, für mich persönlich als Filmemacher oder wie man auch immer das nennen mag, dass sich vielerlei Möglichkeiten am Horizont auftun. Und das hat nicht unbedingt etwas mit meiner singulären Situation zu tun, sondern mit einem allgemeinen Interesse an jungen, neuen Formen und der Verlegenheit, sich so früh wie möglich bei der nächsten möglichen Generation zu bedienen... naja. Wie auch immer. Mal guckn, was kommt..
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