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Blu-ray – die letzte Heimstatt des 70mm-Films?

 
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helmi



Anmeldungsdatum: 10.03.2005
Beiträge: 2820
Wohnort: Hall of the incredible macro Knight

BeitragVerfasst am: 22 Jan 2009 12:59    Titel: Blu-ray – die letzte Heimstatt des 70mm-Films? Antworten mit Zitat

im neuen filmdienst gibt es verschiedene artikel über 70mm-film, darunter den folgenden:

Die digitale Zukunft

Blu-ray – die letzte Heimstatt des 70mm-Films?

Die Uhr kann nicht zurückgedreht werden: Die Zeiten, in denen die riesigen konkaven Kinoleinwände von Vorhängen verborgen waren, sind längst vorbei. Nur noch aus Erzählungen weiß man, dass sie saalfüllend illuminiert wurden und das Publikum etwa mit der Planetenkonstellation aus „2001 – Odyssee im Weltall“ (1968) oder den Westernpanoramen aus „In einem fernen Land“ (1992) wortwörtlich vom Hocker hauten. Die Kinos, in denen heute noch ein 70mm-fähiger Projektor im Vorführraum vor sich hindämmert, sterben aus oder halten sich gerade noch als Museumsattraktion. Vereinzelte Kino-Afficinados werfen zwar hier und da noch Manpower und den Geist der „guten alten Zeit“ in die Waagschale, um eine spielbare Kopie von „Khartoum – Aufstand am Nil“ (1966) oder „Baraka“ (1993) zu restaurieren, doch die Zukunft ist eine andere. Sie ist (leider) unwiederbringlich digital – im Kino und Heimkino. Wehmut breitet sich auch gleich zu Beginn in der brillanten Dokumentation „Cinerama Adventure“ (2002) von David Strohmaier aus (im Bonusmaterial von „Das war der Wilde Westen“). Zur sentimentalen Musik von John W. Morgan und William T. Stromberg erfährt man, wie es früher war, als man sich im Cinerama-Palast von der Pracht des 2.76:1 auf der 146 Grad gekrümmten Leinwand einfangen ließ. Doch die 1950er-Jahre sind lange vorbei. Das Cinerama-Verfahren war zu teuer und zu unhandlich. In den herkömmlichen Kinopalästen zog ohnehin gerade „Das Gewand“ (1953) mit seinem 2.55:1-CinemaScope-Spektakel (in 35mm) die Kreise. Wer brauchte da noch Cinerama? Den ewigen Kampf gegen die vermeintliche Sogwirkung des Fernsehens bestritt das Kino dann in den nächsten Jahrzehnten mit Todd-AO, Super Panavision, Dimension-150, Sovscope 70, DEFA 70, VistaVision und wie sie alle auch hießen. Doch während das analoge Kino mehr und mehr in Schachtelkinos und später in den Multiplexen verkam, wo Bild und Ton systematisch vernachlässigt wurden, haben DVD und jüngst Blu-ray gezeigt, wie Kino erlebt werden kann. Oder vielleicht noch nie zuvor erlebt wurde. Die DVD war es, die in Erinnerung rief, dass es neben den „normalen“ Kinovorstellungen früher auch Todd-AO-Roadshows gab. Filme wurden von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre als Ereignisse inszeniert, indem sie in besonderen Theatern in besonderen Versionen gezeigt wurden. Kino war durchaus mit einem Opernbesuch vergleichbar. Michael Todd etwa erlaubte in seinen 70mm-Premieren-Palästen keinen Popcornverzehr. In den „Special Editions“ auf DVD erschienen nun plötzlich solche „Roadshow“-Versionen. Beispielsweise von „Duel in the Sun“ (35mm, 1.37:1, in einer um 16 Minuten längeren Fassung) bis zu „Oklahoma“ (1955), der parallel in 35mm-CinemaScope (mit 24 Bildern pro Sekunde) und 65mm-Todd-AO (mit 30 Bilder pro Sekunde) gedreht worden war. Die Spannung war groß, als „Oklahoma“ (der erste Film in Todd-AO) 2006, quasi nachträglich zum 50. Geburtstag, als DVD-Edition veröffentlicht wurde. Die Doppel-DVD enthielt sowohl die CinemaScope-Version (2.55:1, 134 Min.) als auch die Todd-AO-Version (2:26:1, 148 Min.). Das Ergebnis war ebenso eindrücklich wie ernüchternd, denn die Qualität der Scope-Version schlug die Todd-AO-Version um Längen. Das lag indes nicht an der Aufnahmetechnik, sondern schlicht am Zustand des Filmaterials. 1994 hatte Fox für den Transfer auf VHS und Laserdisc die Todd-AO-Version in eine „Widescreen“-Version transferiert. Seitdem hatte das 65mm-Material des Films stark gelitten und lässt sich wohl kaum mehr restaurieren. Auch der Transfer von 1994 ist für eine adäquate Präsentation im richtigen Format nicht zu gebrauchen. Die Scope-Version, die im Jahr 2000 für die DVD transferiert wurde, befindet sich hingegen in einem weit besseren Zustand, sodass die Todd-AO-Version als „Bonusmaterial“ allenfalls historischen Wert hat; immerhin unterscheiden sich beide Filme in Länge, Einstellungen und Filmschnitt.

Ein anderes Beispiel ist „South Pacific“ von Joshua Logan. 1958 war die Produktion auf 65mm etabliert, weshalb das Musical nicht mehr parallel in zwei Formaten gedreht wurde. Sowohl die Premieren/Roadshow-Fassung als auch die reguläre Kinofassung waren von den Einstellungen her identisch, allerdings wurde die Premierenfassung fürs „normale“ Kino um 20 Minuten gekürzt. Wie bei „Oklahoma“ befindet sich die Roadshow-Fassung in keinem akzeptablen Zustand. Twentieth Century Fox hatte bei den Vorarbeiten zur DVD-Special Edition wenigstens nicht mehr das Problem der zwei Versionen. Man montierte die geschnittenen Roadshow-Fragmente (von signifikant minderer Qualität) kurzerhand in die gut erhaltene Kinofassung und schuf auf diesem Weg eine „neue“ Premierenfassung für die digitale Auswertung. Doch bereits damit lässt sich erahnen, was zu sehen sein wird, wenn die bald anstehende Neubearbeitung für Blu-ray abgeschlossen ist. Das Material überwältigt bereits in der mäßigen DVD-Auflösung von 720*480 Pixel durch seine Plastizität und Farbenpracht. Gerade der Einsatz von intensiven Farbfiltern, etwa in den „Traum“-Sequenzen in „South Pacific“, verfehlt seine berauschende Wirkung nicht. Eingedenk der Ergebnisse jener bereits auf Blu-ray in 1.920*1.080 Pixel veröffentlichten 70mm-Formate, steht der Quantensprung für „Oklahoma“ und „South Pacific“ noch aus.

Über einen direkten Vergleich zwischen 35mm und 70mm im Kino verfügten bis vor kurzem allenfalls Filmwissenschaftler im Museum. Seit Einführung des HD-Mediums lässt sich dies jetzt auch im Heimkino nachvollziehen, wenn man DVD und Blu-ray parallel betrachtet. Vor den Blu-ray-Veröffentlichungen von Walt Disneys „Dornröschen“ (1959 im Kino in der „aufgeblasenen“ VistaVision Variante Super Technirama 70 aufgeführt) oder Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968, Super Panavision 70) hatte man geglaubt, dass bereits die DVD ein Optimum an Bild- und Tonqualität erreicht hätte. Doch nun blickt man auf das HD-Bild der bösen Hexe Maleficent und sieht nicht nur das tatsächliche Format (2.55:1), sondern eine 2D-Schärfe, die wie mit dem Lineal gezogen ist. Auch die Weltraumballette von „2001 – Odyssee im Weltraum“ sind „naturalistischer“ als sie selbst im CGI-Zeitalter je erreicht worden wären. Mit dem Erscheinen der Blu-ray des Cinerama-Klassikers „Das war der Wilde Westen“ (1962) ist jetzt endlich auch die Krone des Großformatfilms in einer Qualität zu bestaunen, die jede Kinoprojektion eines aktuellen Blockbusters vor Neid erblassen lässt. Exklusiv für die Blu-ray wurde das 2.89:1 Bild als „Bonus“ analog zur 146-Grad-Leinwand konkav gebogen (SmileBox-Version), sodass der Rundblick der großen Leinwand mit erstaunlicher Wirkung auch auf dem Fernsehschirm simuliert werden kann. Die in Deutschland bislang erschienenen Blu-rays zu „Patton“ (1970, im 70mm-Format Dimension-150) oder „Der schwarze Falke“ (1956, im Zwitter-Format VistaVision, mit horizontal laufendem 35mm-Material) sowie dem nur in den USA als HD- DVD veröffentlichten „Grand Prix“ (1966, in Super Panavision 70) machen das eindrückliche Ergebnis des hochauflösenden Mediums komplett.

Unabhängig vom Alter des Films scheint die digitale Zukunft des 70mm-Films gesichert. Aktuellstes Beispiel einer geglückten Restaurierung eines Todd-AO-Films ist das meditative Kulturfilmspektakel „Baraka“ (1993). Allein das Scannen des Ausgangsmaterials beschäftigte einen Hochleistungsrechner über drei Wochen, Tag und Nacht. Das überwältigende Ergebnis ist die weltweit erste HD-Ausbelichtung in 8K (also 8192*5872 Pixel je Bild). Für das 2.21:1-Bild bedeutet das eine bestmögliche Archivierung und für den Heimkinobereich einen Unterschied wie Tag und Nacht gegenüber dem milchig-schwammigen DVD-Bild von 2004. Selbst aktuelle Kinoproduktionen müssen gegenüber der Blu-ray-Präsentation die Segel streichen, wenn wie im Fall von „Dark Knight“ einige Szenen in 70mm-IMAX gedreht wurden. Im herkömmlichen Kinosaal (wie auch auf DVD) wurde der Film im Format 2.35:1 projiziert. Auf Blu-ray indes werden die im hochauflösenden IMAX-Format gedrehten Sequenzen nicht am oberen und unteren Bildrand gekappt, sondern in ganzer Pracht (näherungsweise im Format 2.35:1.32) ausgespielt – was etwa einem Drittel mehr an Bildinformationen entspricht.

Alle diese technischen Neuerungen vermögen sicher nicht das prägende Erlebnis einer 70mm-Projektion mit 6-Kanal-Ton in einem perfekt ausgestatteten und vollbesetzten Kino zu ersetzen, an das sich allerdings nicht mehr allzu viele Glückliche erinnern können. Gegenüber dem aktuell desillusionierenden Kinobetrieb und dessen ambitionierten 3D-Utopien ist die Blu-ray-Realität jedoch eine gangbare Zukunft, der sich kein Filmliebhaber ernsthaft verschließen wird. Im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit verliert das Werk dadurch weder seine Aura noch seinen Kunstanspruch – ganz im Gegenteil!

gruss

helmut
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Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.

Francesco Terarca
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4LOM
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Anmeldungsdatum: 28.02.2005
Beiträge: 3350
Wohnort: North by Northwest

BeitragVerfasst am: 22 Jan 2009 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann jetzt schon sagen, daß die Ausgabe 3/2009 des Film-Dienstes die für mich wahrscheinlich beste des Jahres wird. 13 Artikel über 70mm-Filme. So habe ich das gerne.
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